Es ist so weit: Es ist Herbst. Nicht nur, weil die Nächte wieder länger sind als die Tage, oder die ersten Blätter fallen. Es ist auch kalt genug geworden für Strumpfhosen, gemütliche Abende unter eine kuscheligen Decke auf dem Sofa und Tee. Und, ja, sogar dafür die Zutaten für den ersten Glühwein bereitzustellen, denn wer weiß, wann die Lust darauf kommt? Herbst bedeutet für mich aber auch, die Jahreszeit mit den schönsten Outfits: Ich liebe herbstliche Farben. Orangetöne, Rot- und Violett-Schattierungen, die Wärme des Sommers die in den Farben in die kühler werdenden Tage hinübergerettet wird… Eine besondere Atmosphäre geben diesem Look Fotos im Gegenlicht, die ich in einem kleinen Exkurs in diesem Outfitpost behandeln möchte. Es ist ein etwas spezielleres Thema, sollte in der Serie „Fotografie für Nähblogger“ aber auf keinen Fall fehlen.
Das Outfit
Mein erstes und momentan für mich scheinbar unschlagbares Herbstoutfit hat sich um das neue Jersey – Design von The Bloomy Way entwickelt. Als Sabrina mir den Stoff zeigte, war es um mich geschehen obwohl ich bei harten Kontrasten, wie dem zwischen gelb und anthrazit, immer sehr vorsichtig bin. Da das Watercolour-Design sehr auffällig ist, stand für mich schnell fest, dass der Schnitt eher schlicht werden sollte.
Astoria- Kurzpullover aus dem Seamwork-Mag
Die Entscheidung für einen Schnitt fiel mir nicht schwer. Den Schnitt Astoria von Seamwork habe ich bereits einmal genäht, als ich ein Oberteil zum Luciano-Pencilskirt brauchte. Ich wusste also, dass er aus dem festeren Jersey gut gelingen würde, und dass er bequem und gut sitzt.
Astoria ist eigentlich ein sehr kurzer Pullover, der in der Taille endet. Damit ist er toll zu kombinieren, wenn Hose oder Rock ebenfalls in der Taille enden. Da ich aber nur eine überschaubare Anzahl von High-Waist-Teilen im Schrank habe, und bei einem besonderen Stoff wie dem Blumenjersey für mich wichtig ist, dass das Oberteil zu möglichst vielen meiner Basic Unterteile passt, habe ich eine kleine Änderung vorgenommen. Ich habe an der vorgesehenen Teilungslinie zur Verlängerung des Pullovers zehn Zentimeter hinzugefügt. Um die Taillierte Form des Schnitts zu erhalten habe ich zum Bündchen hin der Schrägen folgend die Seitennähte verlängert und das Bündchen etwas schmaler zugeschnitten. Auch die Ärmel habe ich etwas verlängert um den Pullover auch in der kälteren Jahreszeit tragen zu können.
Zinnia – Rock in drei Varianten von Colette
Um den Pullover richtig herbstlich zu kombinieren, habe ich mir den Rock „Zinnia“ von Colette genäht. Zinnia ist ein recht einfacher Rock, den man aber in drei Varianten nähen kann. In der Version mit der durchgehenden Knopfleiste, für die ich mich entschieden habe, hat der Rock aufgesetzte Taschen mit Klappe und wird oben in den Bund gekräuselt. Die Alternative ist eine Version mit Reißverschluss und Nahttaschen, die neben der gerafften auch mit einer Kellerfalten-Version genäht werden kann.
Auch am Rock musste ich kleinere Änderungen vornehmen: Ich hatte nur 1,5m des bernsteinfarbenen Soft Piquee, hatte mich aber darauf versteift den Rock aus genau diesem Stoff zu nähen. Daher habe ich zum Saum hin von Größe 14 in die kleinste Größe gewechselt, wodurch die Seitennaht etwas steiler verläuft. Außerdem habe ich auch in der Länge die kleinste Größe genutzt. So kam ich haargenau mit meinem Stoff aus. Da ich Röcke ohnehin gern knapp unterhalb des Knies trage, ist die Länge für mich so perfekt. Durch die schönen Falten wirkt der Rock im Gegenlicht besonders verspielt und romantisch.
Die größte Herausforderung am Rock war es für mich, die passenden Knöpfe zu finden- und die Überwindung Löcher dafür zu nähen. Unheimlich gern würde ich lernen Knopflöcher von Hand zu nähen, weil es mit Übung viel schöner aussieht als wenn man sie mit einer mittelmäßigen Automatik an der Nähmaschine näht. Da ich wusste, dass die Knopflöcher für die selbstbeziehbaren Knöpfe von Snaply tatsächlich gut passen, wenn ich auf die Automatik zurückgreife, habe ich mich letztlich gegen Retro-Look -Perlmuttknöpfe entschieden und die sichere Version gewählt.
Das Seamwork Mag
Beide Schnitte die ich hier genutzt habe, habe ich im Rahmen meines Abos für das Seamwork- Magazin bekommen. Da ich schon öfter Nachfragen hatte, wenn ich Schnitte aus diesem Magazin genäht habe, wie das eigentlich funktioniert, möchte ich es dir hier kurz vorstellen.
Das Seamwork Magazin ist ein monatlich erscheinendes Online-Magazin. Es ist auf Englisch und beinhaltet viele spannende Inhalte über die Schnittmuster hinaus. Ganz wie in einem Nähmagazin das man am Kiosk kauft, gibt es auch hier Vorstellungen von Designern, Inspiration zu Stoffen und Tipps zu Patternhacks. In jeder Ausgabe erscheinen außerdem zwei Schnittmuster, die genauer vorgestellt werden. Als Abonnent bekommt man dazu Zugang zu „Members exclusive“ Ergänzungen, um den Schnitten weitere Looks hinzuzufügen.
Wie bekomme ich das Seamwork-Mag?
Um das Magazin zu erhalten schließt man ein Abo ab. Wenn du dich mit meinem Werbelink für Seamwork anmeldest, zahlst du im ersten Monat nur 3 Dollar für die Mitgliedschaft, bekommst aber, wie jedes andere Mitglied auch, zwei Coupons mit denen du Schnittmuster herunterladen kannst. Das tolle ist, dass du nicht, wie bei einer physischen Zeitschrift oder manchen anderen „Nähclubs“ auf die Schnitte deiner ersten Ausgabe festgelegt bist. Du kannst aus allen bisher erschienenen Schnitten des Seamwork-Magazins wählen und zahlst einen Credit pro Schnitt (Du kannst die gleichen Schnitte ohne das Abo für 12 Dollar pro Schnitt kaufen). Außerdem sind die Credits auch auf die Schnitte von Colette anwendbar, wo du Schnitte die normalerweise 14 Dollar kosten für die Credits bekommen kannst. Immer zum neuerscheinen des Magazins, also einmal im Monat bekommst du eine Email, in der die neue Ausgabe vorgestellt wird.
Was für Schnitte erscheinen bei Seamwork?
Für mich ist ein großer Pluspunkt, dass ich hier, wie auf dem amerikanischen Markt üblich, eine große Auswahl an Schnitten für gewebte Stoffe habe, die modern, zeitgemäß und vor allem untereinander kombinierbar sind. Es gibt aber auch viele Schnitte für elastische Stoffe und von der Unterwäsche bis zur aufwändigen Jeans oder Jacke ist alles dabei was man für eine selbstgenähte Garderobe braucht.
Was mir am Konzept des Seamwork Magazins gefällt
Mit den Größen 0-22 decken die Schnittmuster ein sehr breites Größenspektrum ab. Was ich generell an Seamwork und Colette liebe, ist, dass die Schnitte an einer sehr diversen Auswahl von Models präsentiert werden. Es sind alle Körperformen, Altersklassen und Ethnien vertreten. Davon könnten sich große europäische Schnittmusterfirmen gerne eine Scheibe abschneiden (und ich meine nicht indem mit Klischees wie der schwarzen, „amazonenhaften“ Schönheit geworben wird, sondern mit Menschen, wie man sie jeden Tag auf der Straße treffen kann.)
Fotos im Gegenlicht – Besonderheiten und Wirkung
Hast du auch irgendwann, als du mit dem Fotografieren angefangen hast, gehört, dass man auf keinen Fall gegen das Licht fotografieren soll? Ich kann mich noch genau daran erinnern, dass meine Mutter mir diesen Tipp gegeben hat, nachdem ich ihre alte Spiegelreflexkamera bekommen hatte. Ich erinnere mich aber mindestens genauso gut daran, wie ich natürlich gegen den Sonnenuntergang fotografiert habe, um auszuprobieren ob es funktioniert und wie es wirkt. Und an die Spannung, beim Abholen der entwickelten Bilder.
Die Spannung ist nicht geringer, wenn man die Bilder digital aufnimmt und sie dann zum ersten Mal am Bildschirm öffnet. Aber mit der digitalen Kamera hast du einen großen Vorteil: Du kannst Belichtungsreihen aufnehmen und verschiedene Einstellungen deiner Kamera ausprobieren, sodass du eine gute Chance hast, dass einige, wenn auch vielleicht nicht alle, Bilder gut werden.
Der besondere Zauber von Bildern mit Gegenlicht lässt sich nicht bestreiten, ganz unabhängig von dem Glücksgefühl wenn man es entgegen der gutgemeinten Ratschläge zu schönen Bildern gebracht hat. Die weichen Lichtkränze um das Motiv herum und die Blendenflecken machen Bilder besonders. Und wenn du gezielt damit spielen lernst, wirst du Gegenlicht lieben lernen.
Tipps und Tricks
Die Tipps und Tricks möchte ich dir sehr komprimiert zusammenfassen. Du ahnst es sicher schon: Es geht wieder ums Licht.
Der passende Iso- Wert fürs Gegenlicht
Wenn du gegen das Licht fotografierst, kommt viel Licht auf den Sensor deiner Kamera. Die Empfindlichkeit gegenüber dem Licht kannst du über den ISO-Wert einstellen. Wenn du viel Licht zur Verfügung hast, beginne mit einem kleinen ISO-Wert. Je höher der Wert ist, desto höher ist auch die Lichtempfindlichkeit. Hohe ISO-Werte nutzt man für Situationen mit wenig Licht.
Kontrolliere unbedingt nach den ersten Bildern, ob das Ergebnis gut ist. Zoome am Display in die Bilder hinein um zu sehen ob die Schärfe stimmt. Man sollte das Gesicht deines Models gut erkennen.
Damit du gute Bilder im Gegenlicht bekommst, solltest du unbedingt im Manuellen oder wenigstens im teilautomatischen Modus fotografieren! Zu den Unterschieden der verschiedenen Einstellungen erkläre ich dir demnächst nochmal etwas mehr in einem Beitrag zur Technik.
Brauche ich zusätzliche Technik um im Gegenlicht zu fotografieren?
Ein Reflektor kann dir helfen dein Model von vorn etwas aufzuhellen, wenn die Gesichtszüge durch das Gegenlicht zu dunkel werden. Auch das Aufnehmen der Bilder im RAW-Format lohnt sich, um diese dunklen Partien in der Nachbearbeitung gezielt aufhellen zu können. Dazu brauchst du in der Regel kein zusätzliches Equipment, gute Kameras kann man auf das Raw Format umstellen. Wenn du in Raw fotografierst musst du die Bilder anschließend in JPGs umwandeln. Das machst du nachdem die Bildbearbeitung abgeschlossen ist, was aber nur mit einem Bildbearbeitungsprogramm möglich ist.
Steht das Model beim Fotografieren im Gegenlicht direkt vor der Sonne?
Ein interessantes Gestaltungsmittel bei der Fotografie im Gegenlicht sind „Lens Flares“. Das sind die kleinen Lichtflecken, wie du sie hier im Bild in grün unterhalb meines Kinns siehst. Sie entstehen, weil die Sonne, als punktförmige Lichtquelle im Bildausschnitt ist. Lens Flares kannst du bewusst provozieren, indem du die Sonne nicht ganz durch das Model verdecken lässt. Wenn das Model direkt vor der Sonne steht, oder die Sonne am Bildrand ist, werden die Blendenflecken reduziert. Ob den Model also direkt vor der Sonne stehen sollte, ist davon abhängig welche Effekte du erzielen möchtest. Ich empfehle dir einfach etwas auszuprobieren und mit dem Licht zu spielen.
Wow, ganz tolles Outfit und wunderschöne Bilder!
Liebe Grüße
Iris
Autor
Vielen lieben Dank! Ich freue mich soooo sehr dass du kommentiert hast- und es erinnert mich daran, dass ich direkt auch mal bei ein paar Blogs kommentieren sollte…