Astoria von Seamwork hat mich Mut gekostet. Mode und Mut, das sind zwei Dinge, die für mich fest zusammengehören. Ohne Mut etwas neues auszuprobieren geht der Spaß an der Mode verloren, manchmal machen modische Experimente mutig, und manches braucht nach dem ersten Einsatz etwas Zeit bevor man wirklich etwas damit anzufangen weiß. Geht es dir auch so?
Bei mir hatten es im letzten Jahr zwei Stücke schwer: Mein schwarzer Bleistiftrock, den ich in einem Anfall von „Dinge die in jeden Kleiderschrank gehören“ genäht hatte und mein Kurzpullover Astoria von Seamwork. Für den Pullover war ich nicht mutig genug. Das will ich nun aber ändern und habe mir direkt noch ein Experiment abgerungen: pflaumenfarbenen Lippenstift.
Das Seamwork Magazin
Ich hatte bereits an anderer Stelle berichtet, dass ich das Seamwork-Magazin abonniert habe, ein englischsprachiges E-Mag, das jeden Monat zwei neue Schnitte und viel Lesenswertes rund ums Nähen bietet. Aus diesem Magazin kommt auch der Schnitt Astoria von Seamwork. In meinem Kopf sind die Schnitte zwar weniger päsent als andere Ebooks, aber ich habe sie im vergangenen Jahr doch des öfteren genutzt, beispielsweise zum Badeanzug nähen. Das Schöne ist, dass man nicht die Schnitte nehmen muss, die neu erscheinen sondern über die Gutschrift von Credits immer dann Schnitte aus dem Seamwork- und Colette-Sortiment aussuchen kann, wenn man möchte. So hat man auch die Möglichkeit ältere Schnitte zu wählen, die erschienen sind bevor man das Abo begonnen hat. Ich glaube, auch Astoria ist schon erschienen bevor ich das Abo abgeschlossen habe.
Astoria von Seamwork- Wie kam es zu diesem Experiment?
Als ich im letzten Jahr meinen Rock „Lola“ veröffentlicht habe, brauchte ich passende Oberteile. In diesem Zuge hatte ich mir Astoria von Seamwork genäht, da ich die Kombination aus kurzen Pullovern und taillenhohen Röcken gerne mag.
Leider erwies sich der Pullover aber als minimal zu kurz um ihn mit Lola zu tragen, und fristete nachdem die Bilder gemacht waren ein ungeliebtes Dasein im Kleiderschrank. Dort lag er in Ermangelung von Kombinationsmöglichkeiten und hatte es aus dem gleichen Grund bisher nicht auf den Blog geschafft. Wie ich ihn auch kombinierte, es wollte sich nicht das Bild erfüllen, das ich in meinem Kopf hatte.
Im Vergleich zu meinen anderen Kleidungsstücken ist Astoria von Seamwork etwas experimenteller. Als mein erster Kurzpulli musste er nicht nur für sich, sondern für seine ganze „Gattung“ kämpfen. Vorallem um einen „Partner in Crime“, ein passendes Unterteil, das ihm nicht die Show stiehlt und mir trotz der fehlenden Länge ein angezogenes Gefühl gibt.
Diesen Partner hat Astoria in Luciano gefunden. Der Rock fristete sein Schattendasein, weil er mit einem nicht passenden Futter ausgestattet war, dessen Entfernung ihn erst tragbar machte.
Nachteile meines Kurzpullovers
Ein kleines Manko hat Astoria bei mir: Der schmale Streifen, der als Halsbündchen dient, ist leider nach wenigen Malen tragen etwas ausgeleiert. Ich habe für den kompletten Pullover zum ersten Mal einen Stoff aus Polen vernäht. Diesenhatte ich in einem Anflug von „Mal gucken wie die Stoffe so sind“ bestellt. Letztlich ist er nicht schlecht, aber durch eine andere Drucktechnik als man sie hier gewöhnt ist, verblassen die schwarzen Streifen recht schnell. Ich vermute durch die mechanische Beanspruchung beim Waschen, denn sie sehen abgerieben und nicht einfach ausgewaschen aus. Außerdem hat der Stoff schnell an Dehnbarkeit verloren. Ich bleibe also lieber meinen bisherigen Stoffhändlern treu, Die Qualität ist zwar nicht enttäuschend aber auch nicht so, dass sie die lange Reise rechtfertigt.
Vielleicht werde ich mir nochmal die Mühe machen das Bündchen am Ausschnitt auszutauschen. Vorher werde ich aber erst noch 1-2 Wäschen abwarten, wie sich das verblassen der Streifen gestaltet. Wenn sie weiter so rasant an Farbe verlieren lohnt sich der Aufwand nicht. Dann wird der Pullover wohl leider ein kurzes Leben haben.
Dass mein Kurzpullover damit unter Umständen nicht nur im modischen Sinn ein kurzes Leben haben wird, hinterlässt bei mir einen doppelt schalen Nachgeschmack bezüglich seines „Fußabdrucks“.
Eigentlich ist einer der Gründe aus denen ich nähe meine Abkehr von Fast-Fashion. Zu diesem Thema habe ich unter anderem am Fashion-Revolution-Day geschrieben. Dabei geht es nicht nur darum, dass die Arbeitsbedingungen unter denen Kleidung entsteht schlecht sind. Es geht auch darum, Kleidung zu schätzen und möglichst lange zu tragen, was bei guter Qualität kein Problem wäre. Ob der Pullover diesen Anspruch wird erfüllen können ist fraglich, und damit eigentlich eine Verschwendung von Stoff und Ressourcen…. Machst du dir beim Stoffkauf und beim umgang mit deiner selbstgenähten Kleidung Gedanken um den ökologischen Fußabdruck?