Dass ich einen Hang zum Aufarbeiten alter Möbel habe, habe ich schon mehrfach erzählt. Ich liebe es, möglichst viel eines alten Möbelstücks zu erhalten und bei der Arbeit daran gerne in seine Geschichte eintauche. Heute möchte ich dir ein paar Tipps und Tricks zum alte Stühle aufarbeiten geben. Für meinen Beispiel Stuhl habe ich wieder die Öl-Farbe von Remmers [eco] verwendet, mit der ich auch beim Schrank aufarbeiten vor einem Jahr schon erfolgreich war. Außerdem möchte ich dir die Geschichte meines geliebten Stuhls mit Wiener Geflecht erzählen.
Möbel aufarbeiten statt neu kaufen – wieso, weshalb, warum
Alte Möbel erzählen Geschichten. Was sich kitschig anhört, ist dennoch wahr. Es gibt verschiedene Arten von Geschichten, die sie erzählen. Die einen sind die romantischen. Über Familiengeschichten, Vorbesitzer, über die Reisen sie hinter sich haben, weil sie mit ihren Besitzern umziehen. Über die vielen Besitzer, die sie im Laufe ihres Lebens hatten. Wenn du genau hinhörst, sind diese Geschichten eher die, die über ein Möbelstück erzählt werden. Es sind die Worte die ihm, dem stillen Beobachter einer Familie, über die Jahre in den Mund gelegt wurden. Dinge, die dein Möbel nicht selbst erlebt hat, sondern die Menschen um es herum.
Die Geschichten die mir Möbelstücke erzählen, wenn ich an ihnen arbeite, sind andere. Sie berichten darüber ob sie geliebt wurden, ob sie sich an Modeerscheinungen anpassen mussten und in welchem Raumklima sie ihre Zeit verbracht haben. Sie Berichten mir, ob diejenigen, die sie zuvor einmal aufgearbeitet haben sich Mühe gegeben haben oder nur ein schnelles Ergebnis sehen wollten. Und sie verraten mir, wie sie entstanden sind: Stammen sie aus einer Zeit in der noch handwerklich gefertigt wurde, oder wurden sie maschinell hergestellt ? Verbirgt sich unter einer Lackschicht Können, oder wurde sie genutzt um Fehler und günstige Fertigung zu kaschieren? Diese Geschichten machen alte Möbel für mich spannend – alte Stühle aufarbeiten bedeutet für mich ihren Geschichten zu lauschen.
Die Geschichte meines Stuhls
Als ich vor etwa 9 Jahren den Mietvertrag für meine letzte Wohnung unterschrieb, tat ich, was vermutlich jede Studentin in diesen Moment tut. Ich öffnete Ebay Kleinanzeigen und begann nach Möbeln zu suchen, die den Charme der großen Altbauwohnung unterstreichen würden. Obwohl er eigentlich nicht zu meinen anderen alten Stühlen passte, die alle ohne Geflecht gearbeitet sind, verliebte ich mich auf den ersten Blick in meinen Stuhl. Ich brachte meine Beute nach Hause und er tat einige Jahre seinen Dienst als Ersatzstuhl für Besucher in meinem Wohnzimmer.
Einige Jahre später, am ersten Geburtstag des Mini, setzte sich mein Vater auf den Stuhl. Mein Vater hat eine lange Geschichte von Möbeln, deren Unversehrtheit auf seine Kosten geht: Ferienhausbetten, Esstischstühle – viele haben sein schwungvolles Platznehmen nicht überlebt. So erging es nun auch dem Wiener Geflecht meines Schatzes.
Auch zuvor war der Stuhl keine Schönheit. Dicke schichten teils verlaufenen Lacks mit abgeplatzten Stellen und Nasen erzählten mir von vielen oberflächlichen Versuchen ihn der Mode anzupassen und Fehler zu kaschieren. Nun war er aber fürs erste nicht benutzbar. Und wie es sein Schcksal wollte, vergingen weitere 6 Jahre, bis er endlich die Aufmerksamkeit bekam, die er verdiente.
Alte Stühle aufarbeiten – diese Arbeitsschritte sind nötig
Ich möchte dir in diesem Beitrag Schritt für Schritt beschreiben, wie du die Oberfläche alter Stühle aufarbeiten kannst. Mein Stuhl erforderte zusätzlich eine neue Verleimung und einen Austausch des Wiener Geflechts. Da diese zusätzlichen Arbeiten ebenfalls viele einzelne Arbeitsschritte beinhalten, schreibe ich gerne separate Blogbeiträge dazu. Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen, ob dich diese Themen interessieren!
1. Alte Beschichtungen entfernen
Um die Oberfläche alter Stühle aufzuarbeiten, beginnst du damit, alte Beschichtungen zu entfernen. Viele alte Stühle sind lackiert. Egal ob es sich um einen klaren oder einen farbigen Lack handelt, am besten lassen sie sich mit einer Heißluftpistole und einem Spachtel entfernen. Von chemischen Abbeizern rate ich dir ab – diese Mittel sind sehr aggressiv und abkratzen muss man auch einen chemisch angelösten Lack von Hand!
Mit Heißluft kannst du Lack von Materialien wie Holz oder Metall ablösen. Auch wenn keine zusätzlichen Chemikalien eingesetzt werden, können Bestandteile des Lacks austreten. Arbeite daher am besten draußen oder an einem gut belüfteten Ort!
2. Verleimung prüfen und Oberfläche schleifen
Wenn du die alte Beschichtung entfernt hast, solltest du einmal alle Verleimungen überprüfen. Rüttele etwas an der Lehne, den Stuhlbeinen und der Sitzfläche. Wenn etwas locker ist, solltest du deinen Stuhl neu verleimen. Ist alles fest, kannst du beginnen mit einem 80er Schleifpapier von Hand die Oberfläche abzuschleifen. Anschließend schleifst du mit einem 120er und einem 180er Schlaifpapier nach. So entfernst du letzte Rückstände alter Lacke und glättest Fasern, die sich aufgestellt haben.
Mein Stuhl hat mir übrigens verraten, dass sein Vorbesitzer faul war: Unter dem weißen Lack verbarg sich außer an Lehne und Sitzfläche viel Klarlack, der nicht entfernt wurde bevor der Stuhl seine weiße Farbe erhielt!
Ich habe bei meinem Stuhl bereits die Sitzfläche entfernt, da das Geflecht in den Stuhl gearbeitet wurde und ich so bequemer die Webung lösen konnte. Das ist aber nicht bei jedem Stuhl mit Geflecht nötig, denn neben den Geflechten, die in den Rahmen der Sitzfläche gewebt werden, gibt es auch Stühle bei denen ein fertiges Geflecht in die Sitzfläche eingelassen und mit einem Peddingrohr-Splint eingeleimt ist.
3. Beschichtungsmittel auswählen
Nach dem Schleifen ist der Stuhl bereit für die neue Beschichtung. Spätestens jetzt solltest du das neue Beschichtungsmittel auswählen. Ich habe mich für die Remmers [eco] Ölfarbe in weiß entschieden, da ich das matte Finish sehr mag und die Farben auf Basis nachwachsender Rohstoffe hergestellt werden und schadstoffarm sind.
Die Remmers[eco] Öl-Farben sind wasserbasiert. Dadurch sind sie flüssiger, als die meisten Lacke, die du für den Heimwerkerbedarf kennst. Du kannst sie mit einer Rolle, einem Pinsel oder mit einer Sprühpistole auftragen. Sie eignen sich nicht nur im Innenraum, sondern auch draußen. Ich werde sicherlich auch alte Gartenmöbel damit behandeln! Überhaupt ist die Bandbreite der Einsatzmöglichkeiten groß! Auch für unsere Innentüren habe ich sie schon verwendet!
4. Beschichtung auftragen
Ich habe mich entschieden die Öl-Farbe mit dem Pinsel aufzutragen. Die gedrechselten vorderen Stuhlbeine konnte ich nicht mit der Rolle bearbeiten, und ich bevorzuge es, wenn der Pinselstrich auf allen Teilen des Möbels gleichmäßig sichtbar ist. Ich habe insgesamt 4 Schichten der Ölfarbe dünn aufgetragen und den Stuhl zwischendurch 5 Stunden trocknen lassen. Abschließend habe ich alle Teile mit einer Schicht der Dauerschutzlasur behandelt. Diese habe ich ebenfalls mit dem Pinsel aufgetragen. Sie macht die Farbe abriebfest, was für einen Stuhl, besonders im bereich der Sitzfläche, wichtig ist.
Wie du dein Beschichtungsmittel aufträgst, hängt natürlich immer davon ab, für welche Beschichtung du dich entscheidest. Besonder alte Möbel haben auch dann viel Charme, wenn sie geölt werden. Hierzu könntest du das Hartwachsöl von Remmers [eco] verwenden.
Dekorieren, benutzen und neue Geschichten erleben
Für mich gab es im Anschluss an das Beschichten des Holzes noch einen weiteren Arbeitsschritt, da ich das Geflecht für die Sitzfläche erneuern musste. Da es für mich der erste Versuch war, ist es noch nicht perfekt, aber im Gesamtergebnis liebe ich meinen neuen, alten Stuhl. Somit bleibt als letzter „Arbeitsschritt“ nur, den Stuhl wieder in Benutzung zu nehmen, mit ihm viele neue Geschichten zu erleben und ihn gut zu pflegen, damit er noch lange Freude macht.
Hast du noch Fragen zum alte Stühle aufarbeiten? Hast du dich bereits an ähnliche Projekte herangetraut und liebst du alte Möbelstücke genauso wie ich? Ich habe tatsächlich ein kleines Lager alter Möbelstücke, die ich nach und nach aufarbeite. Auch an den weiteren Geschichten lasse ich dich gern teilhaben!
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