Wie kommt man nur darauf aus altem Nähgarn eine Quaste zu machen? Wenn man beginnt zu nähen und sich im Freundes- und Bekanntenkreis herumspricht, dass man dieses neues Hobby hat, kommt es zu zwei Dingen: Jeder glaubt, dass er nun das Geld für die Änderungsschneiderei sparen könne und einem damit einen Gefallen tut und der Moment in dem man unerwartete Erbschaften macht. Man bekommt Stoffreste, altes Nähgarn und Knopfsammlungen vermacht, die irgendwer seinerseit von Großeltern, Tanten oder der eigenen Mutter geschenkt bekommen hat. Dinge die sie nichtmehr benötigten, die aber zum Wegwefen zu schade sind. Tatsächlich bieten diese Sammlungen viele kleine Schätze. Auch wenn man nicht alles daraus weiterhin verwenden oder brauchen kann, macht es Spaß die kleinen Besonderheiten einer solchen Sammlung aufzuspüren und irgendwann in eigenen Werken zu verwenden.
Nähgarn ist immer ein spezielles Erbe. Während es bei Knöpfen und Bändern weitgehend um das Aussehen und eventuelle Schäden geht, nach denen man beurteilt, ob man sie aufhebt, spielen beim Garn verschiedene Faktoren eine Rolle.
Nicht jede Maschine kann mit jedem Garn ein einwandfreies Nahtbild liefern, da es unterschiedliche Wicklungen und Zwirnungen gibt. Manche Garne sind eher für Ziernähte geeignet, als um Schnittteile zusammenzuhalten. Manche sind schon recht alt, und man kann nie wissen, ob das Garn staubfrei in einer Box oder offen gelagert wurde. Daher tut man vielleicht der Nähmaschine auf Grund von Staub, den man mit dem Garn hinein bringt, keinen Gefallen.
Trotzdem gibt es unter den Rollen alten Nähgarns oft besondere Farben oder es hat einen besonderen Glanz, und es fällt schwer sich davon zu trennen. Aus solchen Garnen mache ich „Garn-Tassel“.
Tassel ist der Englische Begriff für Quaste, und im größeren Maßstab habe ich sie schon als Kind aus den Wollresten meiner Großtante gewickelt. Sie wurden an Vorhängen, Schlüsseln und ähnlichem angehängt. Dekoriert mit Augen und mit geflochtenen Fäden wird aus so einer großen Woll-Quaste schnell ein süßer Tintenfisch. Beim Nähen und auch zum Dekorieren von genähten Werken, verwende ich lieber feine und kleine Tassel, die aus besonders schönen Nähgarnresten gewickelt werden.
Das brauchst du für eine Garn-Quaste
Nähgarn(reste)
Gabel
Ring oder Kettenöse zum Befestigen
ggf eine Nähnadel zum durchfädeln
eine kleine Schere
Schritt für Schritt zur Quaste
Lege den Faden durch die Zinken der Gabel. Halte das untere Ende fest, damit es nicht wegrutschen kann. Du kannst auch eine Schlaufe um die Zinken der Gabel legen und verknoten, wenn es dir leichter fällt. Umwickele die Gabel mit dem Faden so lange, bis die Dicke erreicht ist, die deine Tassle später haben soll. Beachte, dass die fertige Tassle etwas kürzer wird, als die Gabel breit ist!
Nun führst du mit Hilfe der Nähnadel einen Faden durch den „Tunnel“ in der Mitte des aufgewickelten Garns. Du kannst den Faden einfach zwischen den Gabelzinken hindurchführen. Verknote den Faden. Zieh ihn dabei so fest wie möglich zusammen, damit die Fäden gehalten werden!
Jetzt schneidest du genau gegenüberliegend des durchgezogenen Fadens die Fäden auf der anderen „Tunnelwand“ mit einer kleinen Schere durch. Schneide Stück für Stück ohne an den Fäden zu ruckeln, damit sie sich nicht im eben gebundenen Knoten verschieben!
Jetzt werden die Fadenenden zusammengeklappt, sodass sich der Knoten, der das Garn zusammenhält oben in der Mitte befindet. Etwas unterhalb des Knotens wird nun erneut gewickelt, und zwar um das Fadenbündel herum. Auch hier wird das Fadenende wieder festgehalten. Es wird so lang gewickelt, bis ein etwa 2mm breiter gleichmäßig dichter Streifen Garn um den „Hals“ der Tassle liegt. Dann verknotest du die Fadenenden dieses Rings.
Nun ist deine Tassel fast fertig- allerdings sieht sie noch etwas wild aus, weil noch nicht alle Fäden gleich lang sind und Fadenenden vom Verknoten und Umwickeln abstehen. Nimm erneut die Schere zur Hand und „frisiere“ deine Quaste etwas, bis die Länge stimmt und schneide die überstehenden Fadenreste ab. Dann kannst du sie annähen, zu Schmuck verarbeiten, auf einen Schlüsselring ziehen oder, wie ich es gemacht habe, am Ende eines Anhängers als Abschluss auffädeln.
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