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Heute möchte ich euch einen Stoff vorstellen. Das Vorstellen von Stoffen ist anders als das Vorstellen von Schnittmustern– während Schnittmuster sehr nüchtern betrachtet und beurteilt werden können, geht es bei Stoff viel um Gefühle. Wie sich ein Stoff anfühlt, was man damit assoziiert, das spielt eine viel größere Rolle, als die schlichte technische Beschaffenheit.
Stoffe sind Gefühls-Transporteure, ganz klar. Für mich gibt es Materialien, die ich wegen der damit verbundenen Gefühle liebe und andere, die ich wegen der damit verbundenen Gefühle hasse. Wollanteil in Strickstoffen ist so ein Hass-Fakto- es erinnert mich an Pullover die man anziehen musste obwohl sie kratzen, an das Gefühl sich in seiner Kleidung nicht wohl zu fühlen. Seide hingegen erinnert mich an das schöne Gefühl als meine Großtante mir einen alten Schal von sich schenkte, und an den Stolz mit dem ich ihn getragen habe, obwohl man im Grundschulalter eigentlich noch zu jung für cremfarbene Seidenschals ist.
Wenn ich euch den Glitzerstrick vorstelle versuche ich mich jetzt also daran, euch ein Bischen an meinen Gefühlen zu dem Material teilhaben zu lassen, damit ihr eine Vorstellung davon bekommt, was euch beim Kauf erwartet. Garnicht so leicht, denn wo kann es zu mehr Missverständinssen kommen, als bei Gefühlen?
Als Rebecca den Stoff gezeigt hat, hat er mich als erstes an ein Longshirt mit glitzernden Lurex-Streifen erinnert, das ich irgendwann auf einem Flohmarkt gekauft hatte. Ich fand es immer edel und trotz Glitzer nicht aufdringlich, aber wer wie ich glizerfiziert ist, weiß, was Lurexfäden in Stoff in der Regel bedeuten: integriertes Peeling durch kratzen und scheuern. Ich habe mich also mit gemischten Gefühlen zum Vernähen des Stoffs gemeldet, weil ich die Befürchtung hatte, den Pullover letztlich doch nicht oft zu tragen, wenn er ebenso kratzt wie das Shirt…..
Was soll ich sagen? Sorge unbegründet! Der Stoff ist butterweich und ich bin froh, auf mein erstes Gefühl, nämlich den Stolz auf den eleganten Look meines alten Shirts, gehört zu haben und mich um den Stoff zu bemühen.
Als ich diese Begeisterung als erstes Rebecca von Strandguträuber mitteilte, fand sie das ganz normal. Sie wählt ihre Stoffe nämlich genau danach aus, dass sie sich angenehm anfühlen, und es ist für sie selbstverständlich, dass sie keinen kratzenden Glitzerstrick in ihr Sortiment lässt, nur weil Glitzerstreifen gerade in sind.
Ich habe mich in diesem Moment ein Bischen geschämt. Obwohl ich seit Januar Stoffe für Strandguträuber vernähen darf, habe ich mich nie richtig damit auseinandergesetzt, nach welchen Kriterien die Stoffe im Shop ausgewählt werden, sondern bin von meinem eigenen Auswahlverfahren, nämlich primär nach Optik und Stoffart, ausgegangen. Wenn man sich davon löst und ein Bischen hinter die Kulissen von Onlineshops blickt, könnte man wahrscheinlich viele Fehlkäufe vermeiden, denn wer würde nicht 1-2€ mehr für einen Meter Stoff zahlen, wenn er bei gleicher Optik angenehmer zu tragen und langlebiger ist, als das günstigere Pendant? Im Laden würde ich da nie lang überlegen, aber online ist man durch Portale wie Dawanda, wo man den gleichen Stoff zu verschiedensten Preisen in einer Übersicht angeboten bekommt, doch sehr beeinflussbar…. da ist billig schnell verlockend.
Auch die Stoffart, Strick, hat bei mir ein Gefühl ausgelöst. Sorge. Ich hatte Anfang des Jahres einen Pullover aus beigem Glitzerstrick genäht, der unglaublich eingelaufen ist, obwohl der Stoff vorgewaschen war. Ein Stück in das ich eigentlich total verliebt war, war binnen einer Wäsche ein TfT (Teil für die Tonne), und ich unglaublich enttäuscht.
Dass Stofe normal gewaschen werden können oder einen deutlichen Pflegehinweis dabei haben, wenn sie anders behandelt werden müssen, ist für mich das wichtigste Qualitätskriterium und der Punkt an dem ich die größten Enttäuschungen erlebt habe. Ich nähe nicht nur der Individualität wegen selber, sondern vor allem, weil ich mich gegen Fast-Fashion und Kleidung als Wegwerfartikel positionieren möchte. Wenn ein Stoff dann nach der ersten Wäsche reif für den Müll ist, ist das in jeder Hinsicht enttäuschend: Es widerspricht meinen Prinzipien, es ist schade um die Arbeit, war das Geld definitiv nicht wert, und wenn man in sein Kleidungsstück verliebt war, bekommt man auch eine Art Liebeskummer.
Ich habe also mit Angst meinen Stoff nachgemessen, nachdem ich ihn vorgewaschen hatte, und siehe da, er war nicht eingelaufen, kein Pilling, kein auswaschen des Glitzers, sondern genau wie ich ihn in die Maschine gegeben hatte.
Für das Vorwaschen von Strickstoffen hat es sich bei mir übrigens bewährt, den Stoff im Bruch zu falten und die drei offenen Kanten mit der Overlock zusammenzunähen. Die 0,7cm „Verlust“ am Stoff sind locker zu verkraften, dafür verzieht sich der Stoff nicht so stark. Außerdem trockne ich Strick liegend und schleuder mit reduzierter Drehzahl.
Überhaupt ist die Overlock für dünne Strickstoffe Gold wert. Wenn man den Differentialtransport etwas anpasst, da nehme ich immer ein Reststück für, findet man sehr einfach die passende Einstellung, sodas sich der Stoff nicht verzieht.
Verziehen und „Wellen schlagen“ sind bei Maschenware die ärgerlichsten Probleme beim Vernähen, finde ich, und leider auch nicht selten. Daran ist aber in der Regel nicht der Stoff schuld, sondern die falsche Einstellung beim Vernähen. Ich weiß, es kostet immer Überwindung bei einer Overlock etwas zu verstellen, wenn man die perfekte Einstellung für die Stoffe, die man üblicherweise vernäht, erstmal gefunden hat, aber das Ergebnis belohnt für die Mühe- und die ursprüngliche Einstellung kann man einfach fotografisch festhalten um sie nicht zu vergessen. Als Nadeln hatte ich 75er Superstrech- damit kann ich mit meinen Maschinen bei den meisten Stoffen gute Ergebnisse erzielen.
Der Schnitt, den ich hier verwendet habe, ist übrigens „Lola“ von SO!Patterns. Ich hatte letztes Jahr schon die Jacke Dora (
hier) und die Hose Dinah (
hier) von SO! genäht, und fand beim Stöbern Lola auf meiner Festplatte wieder. Ich trage den Schnitt etwas weniger gerafft als er eigentlich vorgesehen ist, aber ich finde die Assymmetrie so einfach toll. Besonders interessant ist, dass es außer den Ärmeln nur ein einziges Schnittteil gibt. Bei Streifen ist es dadurch etwas schwierig in der Naht richtig aufeinander zu treffen, den Abstrich musste ich machen, aber ich mag sehr, dass die Streifen durch die Schnittführung im Vorderteil diagonal verlaufen.
Die Ärmel habe ich etwas gekürzt- durch das große Schnitteil für den Korpus ist der Stoffverbrauch etwas höher als für andere Shirts, und bei Streifen die Narrenfreiheit beim Zuschnitt der Ärmel begrenzt- für einen Sommerpullover finde ich die kürzeren Ärmel aber sehr passend- das mache ich ja ohnehin oft, weil ich Ärmel fast immer hochschiebe…
Stoff: Glitzerstrick von Strandguträuber gibt es hier, Ich habe die Farbe „silber“ vernäht.
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