Ich habe mich einem Trend angeschlossen, man kann fast schon von einer Bewegung sprechen, die sich durch die Instagram und Blogger-Welt zieht: Aufräumen und ausmisten nach der „Mariekondo“-Methode (Magic Cleaning).
Ich bin von jeher eher Sammler als Ausmister. Ich habe gelernt, dass man Dinge, die noch gut sind, nicht einfach in den Müll wirft. Man gibt sie weiter oder hebt sie für irgendwann, wenn man sie nochmal braucht, auf. In manchen Fällen lohnt sich das, so manch alter Knopf hat mir schon als Akzent am Selbstgenähten gedient, in anderen Bereichen lohnt es definitiv nicht: Bei Kleidung.
Das „irgendwann passt es mir wieder“ – Denken, ist gleichzeitig nämlich ein „ich bin jetzt nicht richtig weil es mir nicht passt“- Denken. Meine Kisten mit geliebter Kleidung von vor der Schwangerschaft haben daher als ein Mahnmal, mich wieder an sie anzupassen, im Keller gestanden, während ich eigentlich mit mir zufrieden war, zumindest meistens, und nur dachte abnehmen zu müssen um diese Sachen wieder tragen zu können. Sie sind ja noch gut und zu schade für den Müll.
Nach der Aufräummethode von Marie Kondo beginnt man mit der Kleidung, und in diesem Schritt des Ausmistens befinde ich mich noch immer. Der entscheidende Faktor ist, ob der Besitz eines Kleidungsstücks glücklich macht, oder nicht. Das ist der einzige Aspekt der entscheidet, und das klingt leichter als es ist. Das schwerste daran ist, tatsächlich ALLE Kleidung die man besitzt durchzugehen. Mir war bewusst, dass meine Vor-Schwangerschafts-Kisten schon einen kompletten Kleiderschrank beherbergen, aber es ist tatsächlich unglaublich, wieviel Kleidung sich auch außerhalb von Schrank und Keller noch findet. Ich muss gestehen, ich bin dabei von der Methode abgewichen, um wirklich alle Kleidung vor mir aufzubauen und in einem Rutsch durchzugehen, fehlen mir Zeit und Ruhe, denn dazu bräuchte ich wirklich mehrere Stunden, in denen ich mich darauf konzentrieren kann, ohne von Mann oder Kind unterbrochen und wegen des beim Ausmisten zwangsläufig entstehenden Chaos angepflaumt zu werden. Also arbeite ich mich Stück für Stück durch die Kleidungslager, was immerhin noch ein thematisches Vorgehen nach Art der Kleidungsstücke beinhaltet.
Manche Stücke sind ganz einfach einzuordnen, sie lösen ein klares „kann weg“ Gefühl aus. Manche Sachen, auch welche die nicht passen, zaubern einem sofort ein Lächeln ins Gesicht, so dürfen auch zwei Hosen und ein Kleid bleiben, die ich momentan garnicht tragen kann. Und es gibt Dinge, die eine so ungewisse Mischung hervorrufen, dass ich sie erstmal beiseite legen muss um den Stapel nochmal zum Ende durchzugehen, weil ich auch nach mehreren Tagen noch keine klare Empfindung dazu habe. So ein Stück ist meine Bluse „Frau Nina“.
Das war wohl die längste Einleitung, die ich bisher geschrieben habe- aber sie passt wie die Faust aufs Auge zu dem Problem was ich mit meiner Jeansbluse von Anfang an habe. Als ich den Schnitt gekauft habe war ich absolut glücklich. Für mich war sonnenklar: Das ist meine Bluse- und ich habe tagelang daran gedacht und vor mich hingesponnen woraus ich sie nähe und wann ich sie anziehe.
Beim Nähen kam dann eine kurze Phase der Unzufriedenheit, weil sie sich nicht ganz verhielt wie ich es bei dem Stoff erwartet hatte und der Stoff nicht für lange Ärmel reichte– kurze wollte ich aber nicht weil es noch kalt war. Beim Anziehen: Tiefpunkt, ich hatte das Gefühl einen Sack zu tragen- Oversize und ich haben immer so unsere Schwierigkeiten miteinander, und als ich die Fotos gemacht hatte: glücklich, auf den Fotos wirkt sie nämlich viel vorteilhafter als ich es ihr zugetraut hatte und ich fand mich eigentlich doch gut mit dem Look.
Dieses Gefühlswirrwar hat mich neben dem Ausmisten auch daran gehindert meinen Beitrag zu der Bluse zu schreiben, ich wusste einfach nicht, was ich über sie sagen sollte. Es ist mir auch noch immer nicht klar, wohin es mit ihr geht- aber wenigstens sind inzwischen die Worte dazu gekommen– und vielleicht kommt im Nachgang auch das klare Gefühl ob sie bleiben kann oder gehen.
Schnitt: Frau Nina von Schnittreif, gibt es hier
Stoff: dünner Jeansstoff mit Punkten von Stoffkontor gibt es hier
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