Wie du dich vielleicht erinnerst, war ich Ende Februar in Freiburg. Dass diese Reise zu diesem Zeitpunkt stattfand, hatte einen guten Grund: Am 29.Februar waren wir nämlich in der Nähe von Stuttgart auf der Hochzeit einer meiner engsten Freundinnen eingeladen. Wir kennen und aus dem Studium, wo wir Freud und Leid im laborpraktikum miteinander geteilt haben und ab da unzertrennlich waren. Für einen so wichtigen Anlass musste ich mir natürlich das passende Hochzeitsgast-Kleid nähen. Da der Wunsch war, dass das Kleid festlich werden soll, fiel meine Wahl auf das Glamdress von Sewera.
Warum ein Hochzeitsgast-Kleid nähen? Hast du nicht genug Kleider?
Die Frage, warum ich ein Kleid für einen Anlass nähe, obwohl ich immer wieder betone, dass man nicht mehr nähen soll, als man tatsächlich benötigt, ist berechtigt. Ich habe gut überlegt, ob ich ein anderes Kleid habe, das sich für die Hochzeit meiner Freundin eignet. Letztlich kam ich aber zu dem Schluss, dass ich wohl einige hübsche Sommerkleider habe, allerdings kein richtiges Abendkleid. Noch dazu keines, das sich für die Witterungsverhältnisse Ende Februar eignet. Meine Sommerkleider sind aus dünnen Stoffen und ungefüttert. Es war klar, dass ich in ihnen unweigerlich frieren würde.
Auch mit der Frage, ob dieses Kleid nicht der Braut die Schau steheln würde, habe ich mich im Vorfeld der Hochzeit beschäftigt. Ich habe es von ihr „absegnen“ lassen. Da die Braut nicht in weiß, sondern in Petrol geheiratet hat, war die Farbe kein Problem. Nachdem ich das Kleid in den sozialen Medien gezeigt habe, wurde dieser Punkt des Öfteren kritisiert, weshalb ich dir diese Sorge nehmen möchte, damkit du dich voll auf diesen Text konzentrieren kannst. Natürlich kannst du es aus anderen Stoffen und in anderen Farben nähen, wenn es für deinen Anlass unpassend wäre einen hellen Stoff zu verwenden.
Das Kleid – Umsetzung und Änderungen
Nachdem nun die bisher meist gestellten Fragen zu meinem Kleid beantwortet sind, kommen wir doch mal zum Schnitt, meiner Umsetzung und vor allem den kleinen Änderungen, mit denen ich das Kleid zum Abendkleid gemacht habe.
In meinem Kleid sind ganze 5 Meter Spitze und 2 Meter Viskosejersey in hellgrau verarbeitet. Für dich klingt das vielleicht erstmal nach einem teuren Kleid, was sicher nicht falsch ist. Viel relevanter für die Umsetzung ist aber, dass diese Menge Stoff das Kleid zu einem sehr schweren Kleid macht. Ich habe es nicht gewogen, aber man merkt es beim Tragen und man merkt es am Schnitt!
Das Schnittmuster ist eigentlich auf die Verarbeitung elastischer Stoffe ausgelegt. Es funktioniert wegen des großen Ausschnittes aber auch aus Stoffen, die nur minimal elastisch sind, wie die von mir verwendete Spitze. Der Rock ist in der Taille angesetzt- hier ist das Kleid körpernah geschnitten.
Wenn du das Kleid aus einem leichten Stoff nähst, findet es auf Grund der Schnittführung in der Taille halt. Der Rock rutscht nicht über die Hüfte, sodass sich das Oberteil der Brust folgend an den Körper schmiegt. Hier bereitete mir das Gewicht des Rocks Probleme.
Die „Rockproblematik“
Der Rock meines Kleides ist doppellagig. Der Unterrock ist nach dem Halbkreisrock in der Länge die das Schnittmuster vorsieht genäht und somit etwas über knielang. Der Oberrock ist ein voller Tellerrock, auf Bodenlänge verlängert und komplett aus Spitze. Zusammengefasst sind beide Röcke nur an der Oberen Kante im Übergang zur Taille.
Die Kombination aus Halbkreisrock und Tellerrock ist, da der Umfang an der Hüfte gleich ist, unproblematisch. das Gewicht der Spitze zieht jedoch so stark am Oberteil, das die Taille nach unten verrutscht und das Oberteil in die Länge gezogen wird, statt sich anzuschmiegen. Optimal wäre hier, die Taille enger zu nähen und einen Reißverschluss einzusetzen. So würde das Kleid in der Taille anliegen und durch den Körper gestützt werden. Da diese Änderung nichtmehr rechtzeitig möglich war, habe ich mich für einen anderen Weg entschieden.
Wichtig war die Taille enger zu machen, ohne dass das Kleid zum Anziehen zu eng wird. Daher habe ich mich entschieden, es mit einer Brosche enger zu machen.
Das Kleid enger machen- aber nicht zu eng zum Anziehen
Die Lösung für mein Problem war eine einfache Brosche. Ich habe in der vorderen Mitte des Rocks eine Falte gelegt und diese mit der Brosche fixiert. So kann ich die Falte lösen um das Kleid an- und auszuziehen. Im Nachhinein bin ich froh, dass sich das Problem durch das gewicht ergeben hat. Ohne die Brosche hätte dem Kleid ein Hingucker gefehlt. DIe Brische erfüllt diesen Zweck auf eine wunderbar unaufdringliche Weise.
Der Ausschnitt
Auch der Ausschnitt war nicht unproblematisch. Ich wollte unbedingt die Bogenkante aufgreifen, um ihn zu betonen. Da diese Kante nicht gesäumt werden muss, musste ich eine Lösung für das Rückenteil finden. Hier habe ich mich entschieden, eine Kunstlederpaspel zu nutzen. Diese gibt ebenfalls Stabilität und hält den Ausschnitt auf den Schultern in Form.
Tipps zum Hochzeitsgast-Kleid nähen
Zum Schluss möchte ich dir noch zwei Tipps zum Hochzeitsgast-Kleid nähen und der Wahl des Schnittes geben. Ich habe an den Rückfragen zu meinem Kleid gemerkt, dass es sehr unterschiedliche Vorstellungen davon gibt, wie so ein Kleid aussehen darf.
- Dresscode in der Einladung beachten! Viele Brautpasre möchten, dass sich die Gäste vor Allem wohlfühlen und geben daher keinen strengen Dresscode vor. Trotzdem hilft die Angabe zur Orientierung, damit du dich in der Gesellschaft angemessen gekleidet fühlst.
- Kirchlich, Standesamtlich oder beides? In der Kirche gelten andere Regeln als im Standesamt. Hier gebietet es der Anstand, die Schultern zu bedecken und keine besonders kurzen Röcke oder besonder tiefen Ausschnitte zu tragen. bei einer kirchlichen feier solltest du am Ausschnitt des glamdress kleine Häkchen annähen, um es etwas weiter schließen zu können! Wenn du es ohne Ärmel nähst, hilft eine Stola dabei, die Schultern vorübergehend zu bedecken.
Schnitt: Glamdress, Sewera
Stoff: Spitze und Viskosejersey von Kurt Frowein
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Das ist wirklich ein wunderschönes Kleid! 😀 Ich würde dadrin zwar ähnlich frieren wie in einem Sommerkleidchen (ungefütterte Spitze ist ja jetzt auch nicht soo warm), aber jeder hat ja ein anderes Kälteempfinden 🙂
Super, dass du vorher mit deiner Freundin abgesprochen hast, ob das Kleid okay ist! Mögen manche übertrieben finden, aber bei langen, sehr hellen Kleidern finde ich das schon sinnvoll, gerade wenn sie aus typischen Brautkleidmaterialien sind.
Die Brosche ist eine prima Lösung!
Und ja, bei materialintensiven Schnittmustern ist es manchmal eine gute Idee, das Gewicht einzuberechnen. Jemand wollte mal einen ausladenden, wirklich warmen Mantel aus Wolle mit Wollfutter nähen – nachdem ich der Person vorgerechnet habe, dass bei dem Metergewicht und Stoffverbrauch (Verschnitt abgezogen) ein Gewicht von fast 10 kg rauskommt, wurde der Plan doch geändert 😉
Autor
Vielen Dank! Ich dachte auch mir würde kalt werden und habe sicherheitshalber einen warmen Mantel dabei gehabt, aber den habe ich überhaupt nicht gebraucht- ich denke durch die Stoffmassen im Rock hat es besser gewärmt als ich erwartet hatte
Hallo Lisa,
bin zufällig auf deine Seite gestosen und habe dabei das tolle Spitzenkleid für eine Hochzeit (Hochzeitsgastkleid)gesehen. Das Foto ist in Ingersheim bei Stuttgart entstanden stimmts?!? Ich wohne hier in Ingersheim. Viel Spaß und weiterhin Erfolg mit deiner Homepage.
LG Sonja
Autor
Hi Sonja,
ja, genau- die Freundin hat im dortigen Standesamt geheiratet und im Anschluss habe ich den Traummann kurz ein paar Fotos machen lassen! Eine echt schöne Gegend in der ihr dort wohnt!