Lange habe ich hier kein Nähbuch mehr ausführlich vorgestellt! Ich habe letztens bemerkt, dass es sogar schon ein ganzes Jahr her ist, dass meine letzte Buchrezension online gegangen ist. Heute möchte ich dir daher wieder ein Buch vorstellen, und zwar eins über das Röcke nähen für Kinder und Erwachsene!
Rock Festival – ein Buch rund ums Röcke nähen!
Rock Festival von Mme Zsa Zsa ist bereits vor knappen zwei Jahren erschienen. Das Buch umfasst zwanzig Modelle für Kinder und Erwachsene in den Größen 92 bis 46. Der Schnittmusterbogen ist in Originalgröße, du musst also nicht erst in den Copyshop laufen, um die Schnittmuster auf die richtige Größe zu bringen (Gott sei dank wird diese Unart immer seltener, denn die Bögen zum Kopieren lassen Bücher bei mir sofort durchfallen…).
Das Buch basiert auf sechs Grundmodellen. Du findest den klassischen A-Linien-Rock, einen Glockenrock, den Bahnenrock und einen gerade geschnittenen Rock als Schnittmuster, die du nach Anleitung abwandelst um weitere Modelle daraus zu nähen. Außerdem findest du eine Anleitung zum Nähen eines Tellerrocks und eines Kräuselrocks, bei denen du das Schnittmuster selbst erstellst. So ergeben sich sowohl körpernahe Formen, als auch locker umspielende Röcke. Auch grundlegende Nähtechniken, verschiedene Stiche und ein Mini Nähkurs zum Nähen von Stoffgewichten sind im Buch enthalten. Wenn du also bisher wenig Erfahrung mit der Verarbeitung von Webware hast, und dir den einen oder anderen Tipp abholen möchtest, kannst du mit diesem Buch sicher noch einiges dazulernen. Fachbegriffe, die Nähanfängern noch nicht geläufig sind, werden in kleinen Anmerkungen ergänzt.
Die Größe der Röcke wird mit Hilfe einer Maßtabelle ermittelt, in der die Körpermaße abgelesen werden können. Der Taillenumfang deckt für Damen die Spanne von 70cm bis 94 cm ab, beim Hüftumfang sind es 89cm bis 113 cm.
Titel: Rock Festival (kaufen bei Amazon)
Autorin: Mme ZsaZsa
Fotos: Elza D.
Verlag: Bassermann
Seiten: 160
Modelle: 20, basierend auf 6 Grundschnitten
Größen: 92-164 (Kinder) und 34- 46 (Damen)
Geeignete Stoffqualitäten: Webware
Persönliche Kritikpunkte
Du weißt, dass ich streng bewerte, daher ruf dir kurz ins Gedächtniss, dass die folgenden Worte nicht die Leistung der Autorin schmälern sollen, sondern auch bei Büchern der persönliche Geschmack eine große Rolle spielt! Der Umfang der Techniken, die du mit diesem Buch lernen und üben kannst, lohnt den Kauf, zumal es mit einem Preis von aktuell knapp 10€ und der Anzahl der enthaltenen Schnitte wirklich in tolles Preis Leistungsverhältnis bietet. Dennoch habe ich Kritik an dem Buch, die ich dir nicht vorenthalten möchte.
Das Buch arbeitet mit vielen bunten Bildern. Damit meine ich nicht nur die Fotos der Röcke, die in der Zirkus-Umgebung in der sie fotografiert wurden eine Art modernes Pipi-Langstrumpf-Gefühl transportieren, das nicht zu meinem persönlichen Stil passt, sondern auch Skizzen von Nähutensilien, Bilder von Stichen und die Zeichnungen in den Nähanleitungen. Der Look ist fröhlich und individuell, keine Frage, mich lenkt er aber von den Inhalten des Buches ab, sodass ich es nur sehr ungern zur Hand nehme.
Die Ansprache des Lesers
In einigen Rezensionen die ich zu diesem Buch gelesen habe, wurde der lockere Schreibstil gelobt. Auch ich empfinde die Worte der Autorin als motivierend, positiv und wenig gestelzt. Worüber ich jedoch immer wieder stolpere ist der Wechsel zwischen der neutralen Formulierung „man näht, man macht,…) und der förmlichen Ansprache des Lesers: „Sie werden sehen, dass…“ im Zusammenhang mit der eigentlich fröhlich lockeren Art der Fomulierungen.
Schriftarten
Du weißt, dass ich großen Spaß am Layouten von Nähanleitungen habe. Das bringt eine „Empfindlichkeit“ gegenüber Schriftarten mit sich und hat dazu geführt, dass mir beim ersten Aufschlagen des Buchs die Haare zu Berge standen. Die Schrift im Western-Look, die dem Titelbild einen besonderen Pfiff gibt, wird auch für die Überschriften im Inneren von Rock-Festival genutzt. Hier kommen jedoch andere Schnitte der Schrift zum einsatz, beispielsweise gefüllt mit Ornamenten oder auch schmalere Versionen. Außerdem wechselt die Farbe jenachdem ob die Überschrift zu einem Kapitel, einem Text oder einer Anmerkung gehört. Je nach verwendetem Schnitt ist die Schrift schlecht lesbar und die vielen Wechsel mit unterschiedlichen Laufweiten, Farben und Dicken, zum Teil auf einer einzigen Seite, machen das Layout so unruhig, dass es mir schwer fällt mich auf die Inhalte zu konzentrieren.
Zwar kommt im Fließtext eine gut lesbare Schriftart hinzu, das Potpourri der Stile wird jedoch um Handschriftliche Anmerkungen und Bildüberschriften ergänzt. Hier kommt eine Druckschrift zum Einsatz, die sich nur selten an Linien orientiert und vor den Augen zu tanzen scheint. Sie konkurriert mit den in der gleichen Dicke gezeichneten Konturen von dargestellten Nähwerkzeugen oder Arbeitsschritten und wird viel auf Fotos eingesetzt, sodass ein unruhiger Hintergrund hinzu kommt.
Skizzen
Statt Fotos von Nähzubehör und Kurzwaren wie Scheren, Linealen, Maßbändern, Garn und Reißverschlüssen verwendet Mme ZsaZsa Zeichnungen. Auch einzelne Nähschritte und Anpassungen werden in Skizzen dargestellt. Dies ist zwar eine Abwechslung zum Einheitlichen Look der aktuell angesagten Nähbücher, knallige Hintergründe, schwarze Konturen und weiße Füllungen messen nach meinem Gefühl dem Hintergrund jedoch mehr Bedeutung zu als den abgebildeten Utensilien und Arbeitsschritten. Im Look des Buches stimmig, da die Seiten regelrecht schreien, allerdings nicht harmonisch mit den ruhigen, in hellen Farben gehaltenen Bildern der Kapitelüberschriften, auf die sie folgen! Als Nähanfänger empfehle ich dir, wenn du ein eher visuell lernender Mensch bist, zusätzlich in Youtubevideos oder auf Blogs nach Bildern zu schauen, die dir die Arbeitsschritte veranschaulichen.
Fotos
Die Fotos von Elza D. werden als Qualitätsmerkmal des Buches hervorgehoben. Die Bilder, die die Umsetzung einzelner Arbeiten, beispielsweise das Ausschneiden des Papierschnittes,zeigen, gefallen mir für ein Nähbuch sehr gut. Generell passen die Bilder mit ihrem fröhlichen Look zur Atmosphäre der Location (ein Zirkuszelt?) und dem insgesamt lauten, fröhlichen Buch. Dennoch finde ich sie für ein Nähbuch nur mäßig geeignet. Was darauf zu kurz kommt, ist der Blick auf die genähten Röcke, unterschiedliche Details und Perspektiven. Die Posen (oft weit vorgebeugte Models) sowie die zusätzliche Nutzung von Kinderfotos, ohne Schnitte aus dem Buch, die inhaltlich nicht eingebunden sind, lenken vom Thema ab und geben wenig Aufschluss über die Stücke die genäht werden. Auch das auf vielen Bildern der Bund nicht zu sehen ist, da er sich unter dem T-shirt verbirgt, ist ungünstig. Hier wären technische Zeichnungen als Ergänzung dringend nötig!
Stil der Modelle
Die Röcke sind bunt, fröhlich, aus bunt gemusterten Stoffen und mit vielen Borten, Bändern und Rüschen verziert. Dieser Look ist sicher nicht für jede Frau oder jedes Mädchen geeignet, scheint im Zusammenspiel mit der gesamten Aufmachung des Buches aber stimmig und dem Stil der Autorin zu entsprechen. Wenn du die Röcke nähen möchtest, dich selbst aber nicht so verspielt kleidest, ist die Vorstellung davon, wie die Röcke aus schlichteren Stoffen und anderen Materialqualitäten aussehen könnten jedoch eine Herausforderung. Während ich die Schnitte und Anleitungen durchaus als geeignet für Anfänger empfinde, sehe ich an dieser Stelle eine Hürde, die nicht für jede Näherin leicht zu bewältigen ist. Auch hier fehlen Bilder, auf denen die Röcke gut erkennbar sind und im Mittelpunnkt stehen.
Fazit
Wenn du bisher noch keine Kleidung genäht hast, dich nun aber an die ersten Stücke heran wagen möchtest, ist das Thema Röcke nähen ein guter Einstieg und wird dir sicher Freude bereiten. Auch wenn du deine ersten Nähversuche mit Jersey- oder Sweatstoffen gemacht, allerdings noch nicht mit gewebten Stoffen gearbeitet hast, sind die Tipps und Anmerkunngen hilfreich. Du kannst den grundlegenden Umgang mit gewebten Stoffen lernen und unterschiedliche Grundformen von Röcken kennenlernen.
Da das Buch auf einfachen Grundschnitten aufbaut, die man selbst für die einzelnen Modelle weiterbearbeiten muss, solltest du, damit es dich glücklich macht, die Bereitschaft mitbringen, dein Schnittmuster anzupassen. Einfach abzeichnen und losnähen kannst bei einigen der Schnitte, dann wirst du das Buch jedoch nicht in vollem Umfang nutzen können. Zudem brauchst du eine gute Vorstellungskraft um die Modelle für eine weniger bunte, alltäglichen Umgebung zu planen.
Ist das Buch für Nähanfänger geeignet?
Die Techniken zum Röcke nähen sind verständlich erklärt und eignen sich (abhängig vom Modell) sehr gut für Anfänger. Leider ist der Schwierigkeitsgrad nicht kenntlich gemacht. Ich empfehle dir daher, dich mit einer erfahrenen Näherin oder einem Erfahrenen Näher zu beraten, welches Modell für den Start geeignet ist und welches du für später aufheben solltest. Genrell kann ich dir aber versprechen: Röcke nähen ist nicht schwer! Ein erfahrenes Augenpaar, beispielsweise im Stoffladen deines Vertrauens, kann dazu beitragen, dass du dich nicht verwirren lässt! Zur Vertiefung deines Wissens zu grundlegenden Nähtechniken empfehle ich dir trotzdem einzusätzliches Buch oder Tutorials im Internet zu nutzen. Die Skizzen im Buch veranschaulichen das Basiswissen nur mittelmäßig und sind ohne Übung nicht immer leicht zuzuordnen.
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