Stoff vorwaschen ist nicht sehr beliebt- bei mir auch nicht, das muss ich dir gegenüber ehrlich eingestehen. Ich vermeide es gerne und hatte schon viele Anlässe mich über meine Faulheit dabei zu ärgern. Ich habe daraus gelernt. Zähneknirschend wasche ich die Stoffe vor. Glücklicherweise habe ich bei diesem Thema endlich eine neue Motivation. Bisher habe ich die Stoffe meistens im Trockner getrocknet- auf dem Wäscheständer sind sie oft zu groß und hängen auf den Boden und draußen steht eine große Kiefer, von der immer wieder harzige Nadeln herunterfallen- ich hatte viel zu viel Angst die Stoffe dort aufzuhängen. Mein neustes „Nähnerdtool“ ist eine Wäschespinne. Eine LinoProtect 400 – die Wäschespinne mit Dach schützt vor Regen, Ausbleichen und Schmutz!
Warum Stoff vorwaschen so wichtig ist
Ich habe schon einmal von der Pflege fertig genähter Kleidung berichtet, dabei aber das Thema „Stoff vorwaschen“ ausgespart. Es war mir ehrlich gesagt etwas unangenehm darüber zu schreiben, weil ich selbst so lange so schludrig damit war. Ich möchte dir heute ein paar Tipps an die Hand geben, wie du Stoff vorwaschen und hinterher trotzdem bequem weiterverarbeiten kannst. Sozusagen die Vorwasch-Tipps für besonders Faule. Zuerst möchte ich dir aber kurz erklären, warum Stoff vorwaschen so wichtig ist!
1. Produktionsrückstände
Stoffe werden im Anschluss an die Herstellung nicht gewaschen- so sind Farben besonders brilliant und die Oberfläche schön glatt- das was wir lieben wenn wir einen neuen Stoff ansehen. Leider sind aber auch die Produktionsrückstände noch in den Stoffen.
Das Stoff Vorwaschen reduziert die Menge der Rückstände und schützt so deine Haut und deine Atemwege vor gesundheitsschädlichen Stoffen. Diese können zum Beispiel über den Staub beim Zuschneiden oder beim Nähen an der Maschine aufgewirbelt werden.
2. Stoffe laufen ein!
Stoffe bestehen aus Fasern, die beim Verarbeiten gedehnt werden. Das gibt dem Stoff Stabilität und bewahrt ihn davor, sich zu verformen. Die Dehnung ist bis zur ersten Wäsche in den Fasern gespeichert. Durch Feuchtigkeit quellen sie auf und verkürzen sich. Deshalb wird der Stoff kleiner. Das passiert besonders starkt, wenn du einen Stoff zum ersten Mal wäschst. Dabei können schonmal 10% verloren gehen- was immerhin bei einem Meter 10cm sind! Bei späteren Waschgängen ist die Verkürzung geringer und kann durch das in Form ziehen der Wäsche ausgeglichen werden. Den ersten Waschgang sollte der Stoff unbedingt vor dem Vernähen absolvieren, damit deine mühevoll genähte Kleidung später nicht zu eng ist!
3. Farben bluten aus
Neben Produktionsrückständen, sind auch unfixierte Farbrückstände in Stoffen, die im ersten Waschgang ausgewaschen werden.
Damit deine Stoffe nicht die Leuchtkraft verlieren, kannst du einen Schuss Essig zur Wäsche geben- keine Angst, den riecht man später nicht. Er fixiert die Farben. Ich empfehle dir zusätzlich, Farbfangtücher zu benutzen, wenn du deine Stoffe nicht einzeln wäschst, oder sie mit mehreren Farben bedruckt sind. So verhinderst du, dass die Stoffe verfärben. Lass den Stoff anschließend auf keinen Fall feucht in der Maschine liegen, das Risiko dass er hierbei verfärbt ist sehr groß! Häng ihn direkt auf- am besten an der frischen Luft!
Tipps zum Stoff Vorwaschen für Faule
Nun aber zu den Tipps für vorwasch-faule Näherinnen. Es gibt ein paar lästige Aspekte, die vom Stoff Vorwaschen abhalten obwohl wir wissen wie wichtig es ist: Stoffe knittern und müssen anschließend gebügelt werden Kanten an Strickware rollen sich oder das Ausfransen bei gewebten Stoffen und die Wartezeit bevor man mit dem Nähen anfangen kann. Trickst euch aus – für ein langlebiges Nähergebnis!
1. Knittern vermeiden- Bügelzeit reduzieren!
Früher habe ich um beim Stoff vorwaschen Zeit zu sparen, alle Stoffe in den Wäschetrockner gesteckt. Trotz des Knitterfrei-Programms, kamen sie hinterher mit hartnäckigen Fältchen hinaus, die sich kaum ausbügeln ließen. Meine absolute Empfehlung um diese ärgerliche Arbeit zu umgehen, ist das Trocknen auf einer Wäschespinne! Ich fand Wäschespinnen immer einen Schandfleck im Garten, habe aber nun doch eine. Meine Leifheit Wäschespinne hat ein Dach, das nicht nur Schatten spendet, sodass meine Stoffe nicht ausbleichen (oh was hab ich schon schöne Stoffe an die pralle Sonne verloren…), sondern sieht auch wenn man sie zusammenklappt aus wie ein Sonnenschirm.
Auf den Leinen des Wäscheschirms kann man den Stoff in seiner vollen Breite ausgefaltet aufhängen. Durch die Höhe der Leinen hängen die Enden nicht auf den Boden – so trocknen die Stoffe mit minimalem Knittern! Wenn du sie vorher etwas in Form ziehst, werden sie noch glatter! Dank des Dachs fällt nun auch kein Schmutz von der Kiefer mehr auf die Stoffe herunter, und wenn es anfängt zu regnen, kann man entspannt bleiben weil höchstens auf den äußersten Leinen ein paar Tropfen ankommen.
2. Ausfransen und einrollen vorbeugen
Das Ausfransen und Einrollen der Stoffkanten ist wirklich nervig. Jersey zuzuschneiden oder zu vernähen, dessen Kanten sich rollen kostet nicht nur Nerven, sondern ist oft auch weniger ordentlich. Bei Webware hast du, besonders wenn sie groß gewebt ist, das Gefühl neben dem Einlaiufen auch noch einige Zentimeter zu verlieren die sich aus der Webung lösen und als Fadenknäule in der Maschine zurückbleiben. Und zu guter letzt: Der Stoffbruch ist futsch und muss neu eingebügelt werden. Aber all dem kannst du ganz einfach vorbeugen!
Wenn du einen Stoff neu hast, liegt er in der Regel im Bruch. Du kannst die drei offenen Seiten nun einfach mit der Overlock oder dem Zickzack-Stich der Nähmaschine zusammennähen. So geht der Stoff im Bruch in die Waschmaschine- die Kante bleibt erhalten. Durch die Versäubernde, umlaufende Naht, bleiben auch die Außenkanten in Form und der Verlust durch das Abschneiden dieser Nähte ist minimal. Achte aber bei intensiven Farben darauf, den Stoff vor dem Aufhängen auszufalten!
3. Wartezeiten nutzen
Damit die Zeit bis du deinen Stoff vernähen kannst nicht so schlimm ist, empfehle ich dir in dieser zeit deine Schnitte vorzubereiten. Auch allerlei andere, ungeliebte Vorarbeiten kannst du nun erledigen- wann hast du zum Beispiel deine Nähmaschine zuletzt gründlich gereinigt? Du wirst sehen, deine Nähergebnisse danken es dir und die Zeit bis der Stoff trocken ist, vergeht wie im Flug!
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