Im Sommer liebe ich Kleider. Dieses Jahr hatte ich mich schon fast auf Maxi-Kleider versteift, musste mir dann aber doch noch ein kurzes Kleid nähen, um der Hitze-Welle zu begegnen. Gefühlt stand die Luft in Hannover über Wochen… Den Schnitt Hiboho von FeeFeeFashion hatte ich schon letztes Jahr gekauft. Ich kann mich dem Charme von Hippiekleidern und flatternden Stoffen im Sommer einfach nicht entziehen. Wie gut, dass sich dann auch noch ein Traumstoff in mein Herz stehlen konnte. Aus der fließenden Viskose von Strandgutraeuber konnte ich nur eins: Ein Porzellanmuster- Kleid nähen – Natürlich im Hippie Style. Wenn auch du diesen Kleidertrend selber umsetzen möchtest, findest du etwas weiter unten im Beitrag einige Tips, was du bei der Wahl des Schnittmusters berücksichtigen solltest.
Porzellanmuster und Watercolor- meine Sommerliebe
Ich weiß nicht woran es liegt, aber im Sommer komme ich immer zurück zu blau. ist es der Kontrast der kühlen Farbe zum warmen Wetter? Die Assoziation wunderschöner weißer Häuser mit blauen Dächern auf Postkarten, die ich aus Santorin bekommen habe, und bei denen mein Fernweh ins Unermessliche steigt? Egal wieviele Moodboards mit meinen Sommerfarben ich zusammenstelle, früher oder später stielt sich ein Stoff in mein Herz, der die Ideen umwirft und ich trage wieder ein frisches, kühles Blau, wie das auf dem Viskose-Stoff, den ich von Strandgutraeuber bekommen habe.
Dieser Stoff und ich, es war Liebe auf den ersten Blick. Ich hatte augenblicklich Kleider und Sommer und ein Gefühl von Freiheit vor Augen. Ich liebe leichte Watercolor Effekte (wie man auch hier bei meinem Kleid Kyoto aus Watercolor Stoff sieht). Bei meinem Hiboho ist es für mich aber nicht nur der Watercolor-Look, den man von Nahem erkennt, sondern auch die Wirkung aus der Entfernung- Porzellanmuster wie auf einer Wand aus Delfter Fliesen oder einem orientalischen Fußboden.
Porzellanmuster- Kleid nähen- auf welchem Schnitt kommt mein Muster zur Geltung?
Ein Porzellanmuster- Kleid nähen ist eigentlich ganz einfach, wenn der richtige Stoff gefunden ist, denn entscheidend ist natürlich in erster Linie, dass der Print farblich, aber auch vom Muster an Porzellan erinnert. Damit das Muster richtig zur Geltung kommt, muss aber auch der Schnitt mit etwas Geschick ausgewählt werden. Dafür möchte ich dir ein paar Kriterien an die Hand geben. Mit ihnen kannst du deine Schnittmuster in die engere Auswahl nehmen, oder für das Projekt „Porzellanmuster- Kleid nähen“ verwerfen.
Auf den meisten Stoffen, die sich zum Porzellanmuster- Kleid nähen eignen, sind die Muster in großen Einzelelementen oder Musterfolgen angeordnet. Daher passen besonders solche Schnitte, auf denen das Muster flächig wirken kann. Das bedeutet nicht, dass der Schnitt gänzlich gradlinig oder schlicht sein muss. Wie du an meinem Kleid sehen kannst, funktionieren die Muster auch auf verspielten Schnitten, wenn die Flächen auf denen das Muster wirklen kann groß genug sind.
Der Rock
Bei der Auswahl des Schnittmusters habe ich besonderes Augenmerk auf die Form des Rocks gelegt. Viele Kleider, besonders wenn sie verspielt wirken, haben Röcke mit ausgestelltem Saum. Das bedeutet, dass das Schnittteil für den Rock im Bereich des Saums gebogen ist. Dieser Bogen kann der Kurve eines Kreises folgen oder flacher verlaufen. Bei manchen Röcken verläuft der Saum auch gerade. Als Faustregel beim Porzellanmuster- Kleid nähen kannst du dir merken, dass das Muster umso schöner wirkt, je gerader die Saumkante des Rocks im Schnittmuster verläuft. Das liegt daran, dass Porzellanmuster in Streifen angeordnet sind. Wie bei schlichten, ungemusterten Streifen, führen geschwungene Säume dazu, dass das Muster im Übergang zwischen dem vorderen und dem hinteren Rockteil sichtbar verkippt, wodurch die flächige Wirkung leidet.
Der Rock des Schnittmusters Hiboho von FeeFeeFashion ist zwar leicht geschwungen, wird aber zusätzlich am Bund gerafft, bevor er an das Oberteil angenäht wird. Dadurch fällt der leicht veränderte Winkel des Musters im Bereich der Seitennaht weniger stark auf – Er verliert sich im Faltenwurf. Gleichzeitig führt die Streckung des Rockteils in der Breite, durch die die zusätzliche Weite am Bund entsteht, dazu, dass der Bogen am Saum geringer ausfällt.
Das Oberteil
Auch beim Oberteil solltest du auf klare Linien achten, die das Muster unterteilen, damit das Kleid nicht zu unruhig wirkt. Wähle ein Oberteil, auf dem du das Muster symmetrisch anordnen kannst. So bringst du auch bei verspielten Elementen Ruhe und eine optische Mitte in dein Kleid. Wenn das Oberteil unterteilt werden muss, wie im Falle meines Kleides, und du nicht im Musterverlauf arbeiten kannst, kannst du durch die Kombination mit einfarbigen Elementen Ruhe schaffen.
Ich habe mich dazu entschieden eine alte Bluse meiner Mutter zu upcyceln, eine leichte Baumwolle mit Lochstickerei. Vorn im Kleid habe ich den Stoff mit dem Watercolour-Stoff gedoppelt und hinten einfach, transparent eingesetzt. Auch einfarbige Abschlüsse aus Schrägband oder Spitze, wie an den Ärmeln des Kleides schaffen Struktur und Ruhe.
Änderungen am Schnittmuster
Hiboho ist ein Kleid, das normalerweise in Empire- Linie geschnitten ist. Das bedeutet, dass der Rock direkt unterhalb der Brust und noch oberhalb der Taille ansetzt. Diese Linie ist für mich ohne Anpassungen des Schnittmusters immer problematisch. Mein Oberkörper wirkt verkürzt und die natürliche Gliederung durch die Taille wird so kaschiert, dass ich wie eine robuste Säule wirke. Klar formuliert: wie eine unförmige Tonne.
Eine einfache Änderung verschafft mir bei diesem Problem schnell Abhilfe. Ich verlängere Oberteile, die knapp unter der Brust enden um ungefähr zehn Zentimeter. Dann kontrolliere ich, dass das Maß, wenn die Nähte zur Taille hin nach innen zeigen. So stelle ich sicher, dass das Oberteil nicht zu eng wird. Bei Kleidern wie Hiboho oder auch meinem Patternhack Bugsy ist das kein Problem, da die Röcke mit einem Gummiband gerafft werden. Daher ist der Übergang von Rock und Oberteil deutlich weiter als die Oberweite. Gleichzeitig bekommen die Kleider durch diese Änderung mehr Länge über den Knien. Das löst meine zweite Problematik, denn viele Kleider werden auf dem Weg um den Hintern zu kurz. Dadurch sitzen sie weniger bequem und weniger vorteilhaft. Durch die ergänzten zehn Zentimeter löst sich dieses Problem ebenfalls- zwei Fliegen mit einer Klappe…
Die Länge der Flügelärmel habe ich trotz der Verlängerung des Oberteils nicht angepasst. Die Ärmel werde stark gerafft. Da sie deutlich länger waren, als die Nähte, an denen sie eingesetzt werden, habe ich entschieden die Raffung einfach etwas zu verringern. Nachträglich werde ich noch ein schmales Band im Nacken einnähen, damit die Ärmel nicht von den Schultern rutschen, was für mich den Tragekomfort erhöht.
Mein Wow- Erlebnis
Das Porzellanmuster- Kleid nähen war nicht schwer. Ich hatte allerdings anfangs einige Bedenken, ob es nicht doch „too much“ ist, mit dem Muster und den Flügelärmeln. Während ich mit Caro von Caros Fummeley von einer Fotolocation zur anderen lief, wurde mir die Entscheidung über mein Wohlbefinden abgenommen. Eine junge Frau sprach mich an. Sie wollte mir nur sagen, dass ich ein wunderschönses Kleid trage. Ich sage dir, das war ein unglaubliches Gefühl! Ich habe mich lange nicht so sehr über ein Kompliment gefreut! Es hat mich nicht nur darin bestätigt mein Kleid mit Stolz zu tragen, sondern auch darin, selbst weiterhin Menschen auf der Straße anspreche um ihnen zu sagen, dass sie gut aussehen. Ich kann jetzt aus Erfahrung sagen, so verschenkt man gute Laune und ein langanhaltendes Lächeln! Sprichst du auch Leute an deren Stil dir gefällt?
Schnittmuster: Hiboho von FeeFeeFashion
Stoff:Watercolor-Viskose mit Porzellanmuster von Strandgutraueber.de
Verlinkt: Du für dich am Donnerstag Sew La La
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richtig toll, auch schön mit dem Täschchen.
lG Claudia
Ein wunderschöner Stoff, den du zu einem ganz bezaubernden Kleid umgesetzt hast. Gefällt mir richtig gut! Vor allem die Kombi mit Lochstick und Spitze.
Da haben Stoff und Schnitt eindeutig aufeinander gewartet! Das Kleid sieht toll aus! Ich find’s auch nicht „too much“, es ist perfekt für das heiße Wetter und sieht wunderbar sommerlich aus! Wenn du Lust hast, dann verlinke deine Posts doch auch bei Sew La La – Steffi von sewrender und ich haben unter http://www.sewlala.de eine Linkparty für Erwachsenenkleidung gegründet, die immer Donnerstags stattfindet, bei der der Post aber nicht vom Donnerstag sein muss. Ich würde mich freuen, wenn du vorbei schaust! Liebe Grüße, Melanie von The Flying Needle (und von Sew La La)
Hallo Lisa, ich versuchs nochmal mit dem Kommentieren. Ich finde das Kleid und den Stoff wunderschön. DieFotos gefallen mir auch sehr und ich mag es immer, wie schön du auch ein komplettes Outfit zusammenstellst. Die Tasche passt wunderbar dazu. Mit den Komplimenten, das hab ich kürzlich auch gerade erlebt. Eine wildfremde Frau im Urlaub am Imbiss lobte meinen Rock, später auf der Arbeit auch nacheinander zwei Kolleginnen (sie wussten alle samt nicht, daß ich ihn selbst genäht hab)
lG Claudia
Liebe Lilly !
Hättest du Lust mir so ein Kleid zu nähen?
Melde Dich gerne!
LG
Rita
Autor
Hallo Rita,
nein, ich nehme keine Aufträge an. Aber es gibt sicherlich eine Schneiderei in deriner Umgebung, die solche Projekte umsetzen kann.
Liebe Grüße
Lisa