Passen die „12 Colours Of Handmade Fashion“ in die Fashionrevolution Week?

12 Colours of Handmade Fashion gelb

Vor ein paar Tagen habe ich meinen Beitrag vom vergangenen Jahr zum Fashion Revolution Day überarbeitet und euch zur Diskussion gegeben. Auf Facebook habe ich ein interessantes Feedback von Ephisophie bekommen: Unter anderem findet sie, dass Aktionen wie die 12 Colours of Handmade Fashion das Risiko bergen, dass man Stücke nur für das Verbloggen oder die Fotos näht, sie aber später nicht in die eigene Garderobe passen und nicht getragen werden.

Jeansrock gelb

Ich bin ein Fan der Aktion, auch schon im vergangenen Jahr, als es noch um die Buchstaben ging, die das Thema vorgaben. Ich habe das Gefühl, gerade in dieser Aktion, die sogar die Freiheit lässt ein schon lange genähtes Teil in einem neuen Beitrag zum Thema zu präsentieren, nicht für den Flohmarkt, Kleiderkreisel oder gar den Altkleidersack zu nähen, sondern wirklich Stücke, die ich gern trage.
Nun ist erst der vierte Monat vergangen, und ich kann mich, weil mein Rock noch ganz neu und das Wetter ganz furchtbar ist, nur auf drei meiner in der Aktion genähten Stücke beziehen, aber ich denke, für ein kleines Zwischenfazit reichen auch meiner Erfahrungen mit diesen Stücken.

Minirock aus Jeans in gelb mit Gehschlitz.

Im Januar ist die Aktion mit grün gestartet. Tatsächlich eine Farbe, die ich nur in wenigen Nuancen trage und die ich eher dem Herbst oder Winter zuordne, weil ich besonders die dunklen Töne, Olive oder Tannengrün mag. Es finden sich aber auch knallige, grasgrüne Stücke in meinem Kleiderschrank.
Meine Jacke  (hier gehts zum Beitrag) habe ich bisher nur 3 Mal ausgeführt. Geschuldet ist das vorallem dem Wetter, denn sie ist als Übergangsjacke genäht, und die aktuellen Temperaturen verlangen eine Winterjacke. Da ich bisher keine Probleme hatte die Jacke zu kombinieren, gehe ich davon aus, dass sie einen regelmäßigeren Einsatz haben wird, wenn es endlich wieder etwas wärmer wird. Wenn sich meine Figur nicht gravierend ändert, ist die Jacke aber auch ein Stück, das zeitlos genug ist um es mehrere Jahre zu tragen. Ich denke daher, dass diese Jacke nicht im Widerspruch zur Wertschätzung von Mode steht. Das Thema Nachhaltigkeit finde ich schwieriger, denn ich weiß nicht wie genau die Stoffe produziert wurden, die ich verwendet habe, und kann daher erst den Zeitraum ab dem sie in meiner Hand waren betrachten, der bisher noch nicht abgeschlossen ist. Diesen Aspekt zu beurteilen erscheint mir momentan also noch nicht sinnvoll.

Jeans Minirock in gelb

Im Februar war beige vorgegeben, wirklich eine schwierigere Farbe, da sie nicht jedem Steht. Ich fühle mich aber wohl in Beige, und daher sind sogar zwei tolle Stücke entstanden. Mein Kleid Enya, das bisher, weil ich momentan auch in Kleidern sehr friere, nur zu Hause getragen wird, und mein Pullover Missy aus dem beigen Glitzerstrick. Den Pullover liebe ich und hatte ihn schon oft an, hier ist aber tatsächlich die Nachhaltigkeit ein kleines Problem: Trotz schonender Wäsche und Verzicht auf den Trockner und trotz Vorwaschens, leidet das Material mit jeder Wäsche immens. Der Stoff wirkt rau und der Pullover wird immer kleiner und kürzer. Noch kann ich ihn tragen, aber tatsächlich ist er kein Stück, das noch eine Aussicht auf lange Lebensdauer genießt. Vielleicht kann ich ihn bei Zeiten an meine Schwester weitergeben, die eine kleinere Kleidergröße trägt.
Die Problematik mit dem Stoff bemerke ich leider immer wieder. Selbst wenn ein Stoff in einem Shop mit seiner Zusammensetzung gekennzeichnet ist, fehlen eigentlich immer Pflegehinweise. Auch im Stoffgeschäft habe ich bisher fast nie eine klare Antwort darauf bekommen, wie ich meine Stoffe pflegen soll.

Jeansmini in gelb mit Blumentop.

Als ich im Rahmen der Cebit bei „Rock the Blog“ war, hat dort eine Dozentin der Hochschule Hannover gesprochen. Es ging neben der Kollektion die von Designstudenten vorgeführt wurde, auch darum, wie Mode nachhaltiger werden kann. Neben der ernüchternden Aussage, dass in den meisten Fällen  nicht mal die Hochschule in der Lage sei, klar nachzuvollziehen wo und unter welchen Bedingungen die Materialien für die Kleidung entstehen, sagte sie auch, dass das größte Nachhaltigkeitsproblem bei Mode nicht die Mode selbst, sondern die fehlenden Kenntnisse zur richtigen Materialpflege wären. In Anbetracht dieser Aussage würde ich mir wünschen, dass bei Herstellern und Händlern noch viel mehr auf die richtige Pflege verschiedener Materialien eingegangen wird, denn sie schont nicht nur die Umwelt sondern erhält uns auch lange die Freude an unseren Lieblingsstücken.

Selbstgenähtes Outfit

Nun bin ich schon beim Beitrag für März angekommen, dem rosa Werk. Hier habe ich einen Rock vorgestellt, der schon in der „Weitergeben-Kiste“ lag. Der Grund: Ich hatte ein Bischen mit Tüll gespielt und die Realität wich vom gewünschten Ergebnis ab.
Ja, ich bin nicht frei davon Sachen zu nähen, die hinterher nicht meine Wünsche erfüllen, ich probiere gern aus und manchmal geht etwas daneben. Ich achte inzwischen sehr darauf Dinge zu nähen, die mir im Kleiderschrank wirklich fehlen, aber ich möchte in meinem Hobby nicht ausschließlich auf Nummer sicher gehen. Ich denke, dass es ok ist, wenn zwischendurch etwas entsteht, das nicht getragen wird, es schließt ja nicht aus, dass ich es irgendwann ändern, weiterverarbeiten oder an jemanden weitergeben kann, dem es fantastisch steht. Ich finde, jeder sollte einen kleinen Beitrag leisten, und niemand muss sich schämen, wenn er an seinen eigenen Zielsetzungen scheitert und einen kleinen Schritt zurücktreten muss um es erneut zu versuchen. Es ist wie mit dem Flügelschlag des Schmetterlings, er kann einen Orkan auslösen, und die kleinen Beiträge zu einer besseren Welt, die wir leisten, ergeben in der Summe eine Menge! Es sollte nur jedem freistehen dabei seinen eigenen Weg im eigenen Tempo zu gehen- wer Mode liebt sollte nicht darauf verzichten müssen, und es ist ok, wenn man mehr als einen Capsule Wardrobe für jede Jahreszeit besitzt. Nicht der Nichtbesitz allein ist nachhaltig, man kann auch über das Teilen selten gebrauchter Stücke wie einer Skiausrüstung oder eines Abendkleides nachhaltiger Leben als andere es tun.

Sommerlicher gelber Jeansrock, selbstgenäht.

Bei meinem gelben Jeansrock bin ich mir sicher, dass ich ihn in diesem Sommer zu jeder sich bietenden Gelegenheit anziehen werde. Er ist gemütlich, hat die richtige Länge damit ich mich wohlfühle und ich habe schon einige Sachen im Schrank, die ich gut damit kombinieren kann und auch auf meiner „To-Sew-Liste“ stehen noch Projekte, die diesen Rock zu einem tollen Outfit ergänzen können.
Mein Zwischenfazit: Ich glaube, dass ich dieses Jahr generell bewusster nähe. Ich habe im Verlauf des letzten Jahres gelernt darauf zu achten, wo in meinem Kleiderschrank Lücken sind, die ich schließen muss um bessere Kombinationsmöglichkeiten meiner Kleidung untereinander herzustellen. Gut sitzende Röcke, Tops, T-shirts und Langarmshirts sind dabei momentan meine Baustellen, während ich viele Kleider und Jacken habe, die ich erstmal tragen sollte bevor ich mir neue nähe.
Ich nehme nur noch an ausgewählten Probenähen teil, und nähe oft nur ein Stück, es sei denn ich nähe für eine festgestellte Lücke- das war zum Beispiel bei der Unterwäsche der Fall, da war gerade auch der Bedarf da, weil viele Teile kaputt oder nichtmehr passend waren. Was die Farben angeht habe ich mich bisher an schlichte Schnitte gehalten- ich denke dadurch fügen sich die im Rahmen des Projekts genähten Teile gut in meine bestehende Garderobe ein und ich kann mit gutem Gewissen weitermachen.
Top und Cardigan habe ich bereits im letzten Jahr genäht und trage beides oft – wer mehr darüber lesen möchte klickt hier und hier.

#ImademyClothes

Zum Schluss interessiert mich aber brennend eure Meinung: Ist es heuchlerisch wenn Nähblogger, die teilweise mehrere Beiträge pro Woche veröffentlichen, sich für nachhaltig halten?
Und ist Nachhaltigkeit etwas, das absolut gesehen werden muss, oder ist es auch ok, wenn man durch das Nähen weniger Stücke pro Jahr zu seinem Schrank hinzufügt, als es durch das Kaufen waren?

Wenn ihr auch mal politisch angehauchtes verbloggt, dann schaut unbeding bei Frau Jule vorbei. Sie sammelt diese Beiträge, denn Handmadeblogs dürfen und sollen mehr aussagen, als dass unsere Welt heile und rosarot with love ist!


Rock: Schnitt „Jessy“ von Piexsu, ohne Zierschlaufen und Gesäßtaschen genäht, gibt es hier*. Den gelben Jeans habe ich im letzten Sommer mit einer Bekannten getauscht.
Top: „Tassletop“ von Nipnaps in der Babydollversion, den Schnitt gibt es hier* den Stoff habe ich bei Susann Caplan über die Facebook Gruppe „Stoff Kamera Liebe“ gekauft.
Cardigan: „Lady Cardee“ von Nipnaps ohne Kragenbündchen. Hier* gibt es den Schnitt. Genutzt habe ich Feinstrick in Nude, ebenfalls gekauft bei „Stoff Kamera Liebe“ 
Verlinkt: RUMS, 12 Colours of Handmadefashion

*Bei diesen Links handelt es sich um Affiliate Links. Wenn du über so einen Link etwas kaufst, unterstützt du meine Arbeit, da ich eine kleine Provision bekomme. Dafür danke ich dir sehr!

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2 Kommentare

  1. /

    Hallo Lisa,
    ich habe gerade ganz gefesselt Deinen Blogbeitrag gelesen und wiederum – das war schon bei dem Unterwäschepost so – sprichst Du mir aus der Seele und greifst die Gedanken auf, die ich mir auch immer mache. Ich habe mich mit der Farbe Gelb am Anfang echt schwer getan, wollte aber eben nicht "einfach nur für die Aktion" nähen. Dazu steckt zuviel Arbeit und Material drin. Für mich ist es kein Widerspruch, bei Challenges teilzunehmen und gleichzeitig für Nachhaltigkeit zu sein. Wenn ich diese Woche immer wieder zur Fashionrevolution schreibe, weiss ich sehr genau, dass ich an vielen Stellen angreifbar bin, weil ich sie nicht konsequent durchziehe. Aber ich gehe selbst mit der Inkonsequenz bewußt um. Du schreibst völlig zurecht, dass jeder in kleinen Teilen zu mehr Umweltbewußtsein in seiner ganzen Vielfalt beitragen kann.
    Mir warf einmal eine Frau vor, dass ich manchmal für kurze Strecken das Auto nehme. Ja, dass stimmt, weil ich manchmal so viel Einkäufe habe, es kalt und nass ist und ich einfach keine Lust auf Fahrrad oder Gehen habe. Gleichzeitig erzählte sie dann von ihrer tollen Flugreise…
    Seitdem habe ich eben die Einstellung, dass ich sehr wohl für Nachhaltigkeit sein und dennoch manchmal nicht konsequent bin, weil es für mich in dem Moment gerade richtig ist. Es geht lediglich darum, erstmal Nachhaltigkeit ins Bewusstsein zu rufen. Und da tun wir bereits mehr, als in anderen Ländern, wo zum Beispiel haufenweise Plastiktüten im Supermarkt umsonst parat liegen (z.B. Amerika).
    Entschuldige den langen Kommentar, aber ich musste es einfach loswerden.
    Zu Deinem Outfit: Es steht Dir unglaublich gut und man sieht immer wieder auf Deinen Fotos, wie wohl Du Dich darin fühlst. Fantastisch!
    Liebe Grüße, Julia

  2. Ich habe mir zu dem Thema auch Gedanken gemacht (zu dem Thema "DIY vs. Minimalismus" gibts auf meinem Blog nächste Woche einen Beitrag, da Ausmisten und Reduzieren ja momentan auch ein großes Thema ist). Ich nehme nur an Blogparaden teil, wenn ich das fertige Teil wirklich möchte und gebrauchen kann – ich staune oft, wieviel andere Bloggerinnen nähen und frage mich dann "Tragen die das wirklich alles? Wie groß ist deren Kleiderschrank?"
    Entsprechend mache ich nicht bei jeder Farbe mit, denn ich weiß gut, welche Farben mir stehen und für mich Wohlfühlkleidung ergeben und welche Farben bei mir nur im Schrank liegen – ich will nicht für die Altkleidersammlung produzieren.
    Massenweise nähen halte ich für nicht besser als massenweise kaufen – ersteres ist aber schwieriger zu ersetzen, denn bei einem Einkaufsbummel macht auch "nur gucken" Spaß, ohne dass man unbedingt dabei Geld ausgeben muss, aber wie substituiert man das Selbermach-Hobby?

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