Jetzt ist es etwas über einen Monat her dass ich das letzte Mal geschrieben habe, und ich möchte meinen alten Freitagsrythmus wieder aufgreifen.
Auf der Facebookseite hat mich zuletzt beschäftigt, was ich mir für 2016 vorgenommen habe, und das möchte ich natürlich auch den nicht-Facebookern nicht vorenthalten. Im Kurzen: Mehr auf mich achten!
a) In Bezug auf Wohlbefinden im Körperlichen Sinne: Mal wieder etwas mehr Bewegung etwas mehr auf die Ernährung achten und in Form kommen (Ich will hier jetzt keinen Diätblog draus machen, aber meine Vorsätze sind eng mit dem Nähen verknüpft.)
b) möchte ich auch mehr darauf achten wie ich mich kleide- das ist genau wie die körperliche Form ein langfristiges Projekt, da ich es nicht mit „einmal neu shoppen und das alte weg“ angehen möchte, sondern den Plan habe möglichst viel selbst zu nähen und möglichst viele alte Sachen zu ändern, sodass sie meinem aktuellen Stil entsprechen oder näher kommen. Das hat direkt im doppelten Sinne mit dem „auf mich achten“ zu tun, weil ich einerseits gerne mehr Wert auf mein Bedürfnis mich schön zu fühlen legen möchte, andererseits aber auch mein geistiges Wohlbefinden beim Kleidungskauf immer mehr dadurch getrübt wird, dass ich weiß, dass die wenigsten Sachen aus einer fairen Herstellung stammen. Mir ist aber auch bewusst, dass ich es nicht schaffen werde alles selbst zu machen, und bei Schuhen, Schmuck und Handschuhen sind meine Fähigkeiten dann auch nichtmehr ausreichend um das bewerkstelligen zu können.
Das erste geänderte Teil möchte ich euch direkt schon zeigen, es war mal ein Kleid von Primark (um so wichtiger ihm ein neues leben einzuhauchen, ich würde dort heute nichtmehr kaufen!), bei dem ich mich unheimlich in das Kragendetail und den Stoff verliebt hatte, das aber leider aktiv an jeder Strumpfhose hochkletterte und somit als Kleid praktisch nicht zu tragen war.
Das Kleid ist zu einem Top mit Schösschen geworden, hinten lang und vorne kurz. |
c) ist ganz auf mein geistiges Wohlbefinden bezogen: Ich habe im vergangenen Jahr viele Probenähen mitgemacht, und besonders zum Ende ist mir eins aufgefallen: Die Nähwelt ist leider oft ein Pool sich anbiedernder Menschen, die auch die schlechtesten Fotos noch über den grünen Klee loben- sei es getragen von der Euphorie bei einem Probenähen dabei zu sein, oder weil ja alle immer schreiben wie schön alles ist. Ich habe das erste Mal ein Probenähen vorzeitig verlassen, weil ich so, wie der Schnitt in die Veröffentlichung gehen sollte, nicht hinter dem Ergebnis stehen konnte.
An dieser Stelle muss ich auch hier etwas weiter ausholen. Wenn ich im Blog oder auf meiner Facebook Seite schreibe, dann schreibe ich mit einer Mischung aus privaten Gründen (es ist schön sich an das ein oder andere zu erinnern was man gedacht und gemacht hat), aber vorallem für meine Leser (sogar wenn es nur einen gibt, der wirklich liest was ich schreibe, habe ich immer im Kopf, was für diese Person wichtig sein könnte). Das für den Leser Schreiben ist also eine Art journalistischer Gedanke, weshalb ich mir für meinen Blog die Freiheit einräume, mich nicht vor den Karren von irgendwem spannen zu lassen, sondern frei aber nach besten Fähigkeiten reflektiert, zu schreiben.
Wenn ich über einen Schnitt berichte, egal ob ich ihn zur Probe genäht habe oder er einfach so unter meine Nadel gerutscht ist, handhabe ich das Schreiben darüber als eine Art Rezension. Es gibt positive und negative Kritiken, und ich bestehe darauf, auch zweitere frei verfassen zu dürfen, wenn ich feststelle, dass ein Schnitt nicht hält was er verspricht. Das ist immer subjektiv und ich habe auch nicht vor Verrisse zu schreiben, aber mir missfällt der Anspruch einiger Probenäherinnen nur gelobt zu werden, auch wenn die Klamotten/Fotos/Fotohintergründe einfach schlecht sind, und noch mehr missfällt es mir wenn die Schnittersteller den Anspruch haben, dass ich aus Dankbarkeit dabei sein zu dürfen den Schnitt vermarkte egal wie er mir gefällt.
Ich muss ganz klar die Ersteller in Schutz nehmen, ich teile nicht die Ansicht, dass die Sklaventreiber wären und die Probenäherinnen ausnutzen. Im Idealfall ist es eine win-win Situation: Der Schnittersteller bekommt gutes Feedback (das Kritik enthalten kann und darf, denn ohne konstruktive Kritik kann ein Schnitt nicht verbessert werden) und schöne Designbeispiele in allen Größen die der Schnitt bietet, und Werbung durch die Berichte der Probenäherinnen.
Die Probenäherin profitiert im Idealfall, wenn sie selbst bloggt oder bei Facebook eine Fanseite betreibt, davon, dass ihre Bilder gezeigt werden und somit ihre Seite neue Leser oder Abonennten bekommt. Außerdem erhält sie das Schnittmuster und darf dieses auch weiter nutzen. Die meiner Meinung nach schönste Belohnung ist die unglaubliche Kreativität und Motivation die in einem selber geweckt wird, wenn in einer gut funktionierenden Gruppe genäht wird. Man kann sogar Freundschaften daraus mitnehmen.
Warum ich das so schreibe? Es gab in der letzten Zeit öfter Kommentare und Postings darüber, dass die Probenäher ausgebeutet würden, und das möchte ich ganz klar widerlegen. Wir bewerben uns alle freiwillig, nicht weil wir darauf angewiesen wären.
Und jetzt, habe ich jetzt keine Angst, dass ich nichtmehr Probenähen darf, weil ich gesagt habe, dass ich wenn ich es angebracht finde auch öffentlich kritik übe?
Nein, ich habe keine Angst. Ich denke, dass, wer wirklich hinter seinem Schnitt steht, auch gut damit umgehen kann wenn er ehrlich rezensiert wird. Es kann sich auch keiner vor einer Rezension schützen indem er mich nicht nähen lässt, denn ich schreibe genauso gern über gekaufte Schnitte oder solche aus Zeitschriften und Büchern. Ich denke, dass ich so nur noch da Probenähen werde, wo ich mich auch wohl fühle, nämlich in Teams, die ehrlich sind und in denen das Miteinander stimmt. Ich denke ich werde dadurchdass die Schnittersteller wissen, wen sie sich ins Boot holen, mehr gute Probenähen mitmachen. Und ich denke, dass ich damit auch denen gerecht werden kann, die meinen Blog lesen, denn ich möchte nicht verantwortlich sein, wenn ihr euch auf meine Empfehlung hin einen Schnitt kauft und dann mit der Passform oder der Anleitung garnicht zurecht kommt. Und ich hoffe natürlich auch darauf, dass die Schnittersteller bei der Auswahl ihrer Näher nicht nach dem Credo der industriellen Revolution davon ausgehen, dass gute Arbeitskraft auf der Straße liegt und man den einen problemlos durch den nächsten ersetzen kann. Ich glaube nicht, dass sie das so sehen, ich gehe davon aus, dass sie sehr sorgfältig auswählen und dass ich persönlich in ihrem Team erwünscht bin- bei den anderen möchte ich auch garnicht mitmachen.