Heute möchte ich dir, als ersten Teil meiner Serie „Taschenverschlüsse für selbstgenähte Taschen“ erklären, was bei der Wahl des passenden Verschlusses für dein Taschenprojekt beachtet werden muss. Dabei stelle ich dir verschiedene Arten von Verschlüssen kurz vor. In den folgenden Teilen der Serie werde ich dir dann zeigen wie und zu welchem Zeitpunkt beim Nähen deiner Tasche du die unterschiedlichen Verschlüsse anbringen musst.
Taschenverschlüsse – Das Dilemma der Designer
Beim Schreiben einer Anleitung für eine Tasche bleiben dem Designer und Autor nur zwei Optionen. Entweder gibt er den Taschenverschluss fest vor und zeigt im Rahmen der Anleitung wann und wie er angebracht wird, oder er lässt die Art des Verschlusses offen und setzt voraus, dass der Leser genug Erfahrung mit Verschlüssen hat um zu wissen zu welchem Zeitpunkt sie befestigt werden müssen.
Da Taschenverschlüsse ein tolles Mittel sind, die Wirkung einer Tasche auf sehr einfache Art zu verändern, bevorzuge ich es, die Wahl des Verschlusses frei zu lassen. Mit dieser Serie möchte ich dir, wenn du noch nicht genug Erfahrung mit Taschenverschlüssen hast um sie ohne Hilfe zu installieren, eine Hilfe zur Seite stellen, mit der du erfolgreich mit unterschiedlichen Verschlüssen umgehen lernst.
Ordnung der Verschlüsse anhand des Zeitpunktes des Anbringens
Es gibt verschiedene Kriterien, nach denen die Verschlüsse in Gruppen zusammengefasst werden können. Ich möchte sie in dieser Serie danach ordnen, zu welchem Zeitpunkt beim Nähen einer Tasche die Verschlüsse oder Teile der Verschlüsse an der Tasche angebracht werden müssen:
Gruppe 1: Verschlüsse, deren Teile vor dem Schließen der Wendeöffnung installiert werden
Gruppe 2: Verschlüsse bei denen ein Teil vor dem Schließen der Wendeöffnungangebracht wird
Gruppe 3: Verschlüsse, die an der fertigen Tasche angebracht werden
Verschlüsse, deren Teile vor dem Schließen der Wendeöffnung installiert werden
Zur ersten Gruppe, den Verschlüssen, die vor dem Schließen der Wendeöffnung angebracht werden, gehören zwei Arten der Magnetverschlüsse. Einerseits die am fertigen Stück unsichtbaren Magnetverschlüsse zum Einnähen, bei denen es sich um flache Scheibenmagneten in einer Kunststofffolie handelt, und andererseits Magnetverschlüsse mit Metalllaschen die durch den Stoff geführt und auf der Rückseite aufgebogen werden.
Auch verschiedene Arten von Druckknöpfen, beispielsweise nähfreie Metalldruckknöpfe, aber auch Kamsnaps können zum unsichtbaren Verschließen von Taschen genutzt werden.
Der Moment vor dem Schließen der Wendeöffnung ist der letzte Zeitpunkt, zu dem es möglich ist die Verschlüsse anzubringen ohne eine Naht auftrennen zu müssen. Ratsam ist, sie als einen der ersten Schritte zu befestigen, sofern sie nicht bei folgenden Arbeitsschritten hinderlich sind, denn nicht jede spätere Position eines Verschlusses ist kurz vor dem Schließen der Wendeöffnung noch gut zu erreichen. Besonders im Fall von Druckknöpfen benötigt man in der Regel Werkzeug wie eine Zange, das nur eine begrenzte Menge Stoff umschließen kann.
Ob die angebrachten Verschlüsse folgende Arbeitsschritte behindern siehst du daran, dass die Markierungen für die Verschlüsse nah an Kanten des Schnittteils liegen, die nach dem Schließen der Wendeöffnung abgesteppt werden müssen. Um zu ermitteln, ob dieser Fall bei deinem Schnitt zutrifft, ließ vor dem Nähen die Anleitung gründlich durch um eine Vorstellung von der Abfolge der Arbeitsschritte zu bekommen.
Welche Magnetverschlüsse eignen sich für welche Tasche?
Besonders bei Magnetverschlüssen hängt die Eignung auch davon ab, ob die Teile an oder in denen die Verschlüsse befestigt werden, breit und hoch genug sind. Es muss von jeder Naht aus genug Platz bleiben um mit dem Nähfuß neben dem Verschluss entlangnähen zu können, ohne dass die Naht dadurch verschoben wird. Bei den Druckknöpfen gibt es bezüglich der Größe mehr Auswahl.
Auch entscheidend ist, ob die Position des Verschlusses vor dem Nähen festgelegt ist, beispielsweise durch eine Markierung auf dem Schnittmuster. Muss die Position des Verschlusses nachträglich ermittelt werden, eignen sich Verschlüsse der 2. oder 3. Gruppe besser, da das Risiko von Fehlern deutlich geringer ist.
Die unterschiedliche Sicherheit der Magnetverschlüsse
Soll eine Tasche fest schließen, sodass sie nicht im Vorbeigehen geöffnet werden kann, sind die einnähbaren Magneterschlüsse nicht geeignet. Sie halten zwar die Klappe oder Lasche am Taschenkörper, haben aber mit zunehmender Dicke des darüber liegenden Materials eine geringere Anziehung und lassen sich leicht verschieben.
Magnetverschlüsse mit Metalllaschen und auch Druckknöpfe schließen sicherer, da sie etwas Zug benötigen um sich öffnen zu lassen.
Eine Sondergruppe bei den Verschlüssen, deren Teile vor dem Schließen der Wendeöffnung angebracht werden müssen, stellen all die Verschlüsse dar, für die Riemen oder Gurte aufgesteppt oder zwischen Schnittteile gefasst werden müssen. Beispielsweise Schnallen (Steckschnallen und Riemenschnallen) aber auch Karabiner in Kombination mit Ringen oder Ösen.
Verschlüsse bei denen ein Teil vor dem Schließen der Wendeöffnungangebracht wird
Bei einigen Verschlussarten wird nur einer der Bestandteile vor dem Schließen der Wendeöffnung angebracht, der andere Teil aber erst am fertigen Stück. Dazu gehören Kugelverschlüsse und Drehverschlüsse, aber auch alle Arten von Steckschnallen, Ranzenschnallen und verschiedene Schlösser. Auch Druckknöpfe, bei denen der männliche Knopfteil mit einem dekorativen Element sichtbar bleibt, der weibliche aber unauffällig zwischen den Stofflagen verschwinden soll, gehören in diese Kategorie.
Anbringen der ersten Verschlusshälfte
Genau wie bei den Verschlüssen der ersten Gruppe, ist es nicht möglich die zuerst anzubringende Hälfte des Verschlusses nach dem Schließen der Wendeöffnung zu installieren. Auch hier bietet es sich an, den Verschlussteil möglichst früh im Arbeitsprozess anzubringen, damit er später nicht vergessen wird. Anders als bei Druckknöpfen sind die Teile, die angebracht werden müssen, nicht mit einer Zange zu befestigen, sondern meistens solche Stücke, die mit Metalllaschen durch den Stoff gesteckt werden. Die Laschen werden auf der Rückseite auseinandergebogen. Es ist also weniger von Bedeutung an welcher Stelle im Schnittteil sie sich befinden, wenn es um die bloße Befestigung geht. Dennoch muss auch hier berücksichtigt werden, ob Nähte neben dem installierten Verschlussteil genäht werden müssen, bei denen es im Weg wäre. Ist dies der Fall und unumgänglich, eignet sich der Verschluss nicht für das Projekt.
Anbringen der zweiten Verschlusshälfte
Die zweite Verschlusshälfte kann bei den meisten Verschlüssen angebracht werden, wenn die Tasche fertig genäht ist. Diese Teile bestehen meistens aus zwei Teilen, einer Metallplatte mit Vertiefungen für die Laschen, die auf der Rückseite angebracht wird, und ein Verschlussteil mit Metalllaschen oder Schrauben, das die Vorderseite bildet. Wichtig ist auch hier bei schmalen Laschen und Stegen, dass vor dem Installieren des ersten Verschlussteils überprüft wird, ob das sichtbare Teil von der Breite her passt. Bei Steckschnallen und Ranzenschlössern ist auch die Höhe, auf der der Verschluss angebracht werden muss wichtig: lange Laschen und Taschenklappen können dazu führen, dass die Schnalle unten über die Tasche hinaus steht. Für solche Taschen eignen sich die Schnallen nicht.
Besonders wenige Probleme dürften bei Kugenverschlüssen auftreten, die sehr wenig Platz benötigen. Sie können allerdings, da das Gegenstück ein Loch ist, das in die Klappe, die Lasche oder den Riegel gestanzt wird, nicht in ausfransenden Materialien verwendet werden.
Alle in dieser Gruppe vorgestellten Verschlüsse schließen sehr sicher. sie lassen sich nicht mit einem einzigen Handgriff öffnen, sodass der Tascheninhalt gut geschützt ist!
Verschlüsse, die an der fertigen Tasche angebracht werden
Die letzte Gruppe von Verschlüssen, sind die, die nach dem Fertigstellen der Tasche befestigt werden können. Dazu gehören alle Varianten von annähbaren Verschlüssen. Eine besonders einfache Variante dieser Verschlüsse sind die annähbaren Magnetverschlüsse. Sie schließen unkompliziert und fest und bieten so auch einen guten Schutz gegen das Hineingreifen oder unauffällige Öffnen der Tasche.
Neben den magnetischen Knöpfen eignen sich auch andere Arten von Knöpfen wie Knebelverschlüsse oder Druckknöpfe zum Annähen.
Während es bei Knebelverschlüssen ähnlich wie bei Steck- und Ranzenschnallen entscheidend ist, dass der Verschluss nicht zu tief auf der Tasche sitzt, hat man bei annähbaren Druck- oder Magnetknöpfen kaum Einschränkungen. Sie eignen sich auch überall da, wo die Verschluss-Position im Nachinein bestimmt werden muss, da mit Hilfe des männlichen Knopfteils die Position für den weiblichen Knopfteil ermittelt werden kann.
Ebenfalls nach dem Fertigstellen der Tasche kann ein Loxx-Verschluss angebracht werden. Diese Verschlüsse sind so konzipiert, dass sie mit einem speziellen Werkzeug bei Belieben wieder gelöst und erneut verwendet werden können. Bei ihnen musst du nicht nähen, und da beide Außenseiten schön anzusehen sind, stört es nicht, dass die Außenseite des weiblichen Knopfteils innerhalb der Tasche sichtbar bleibt.
Materialempfehlungen
Hier findest du verschiedene Drehverschlüsse und beim anbringen vergleichbare Verschlüsse mit Ringschließe
Hier gibt es außergewöhnliche Fake-Schnallen zum Aufnähen und dazu passend ein aufnähbares Steckschloss
Hier gibt es die letzte Rettung bei vergessenen Verschlüssen: Magnet-Annäh-Verschlüsse
Für die meisten Taschen passend und einfach anzubringen: Magnetverschlüsse mit Metalllasche
Steckschlösser, Ranzenschlösser, ein besonderes ovales Steckschloss und süße Mappenschlösser mit kleinem Herzchen habe ich hier für dich herausgesucht.
Kugelverschlüsse gibt es zum Beispiel hier
Loxx Verschlüsse in Altmessing oder als Sortiment und auch das passende Loxx-Werkzeug findest du hier
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