Diese Woche war ich das erste mal ohne meinen Zwerg shoppen- was für ein herrliches Gefühl mal wieder im Laden anprobieren zu können ob mir etwas passt und steht! Trotzdem stehe ich in der letzten Zeit immer mit einem etwas schlechten Gewissen im Laden, wenn es um Kleidung geht. Diese Woche ganz besonders, weil viele Blogger-Kolleginnen ihre Beiträge zum Katalog der Nähbloggerinnen in der Aktion „This is not Ok!“ veröffentlicht haben.
Mamimade hatte diese Aktion ins Leben gerufen um auf die Produktionsbedingungen der Textilindustrie aufmerksam zu machen.
Leider habe ich momentan wegen DEM Kleid – ihr wisst schon, das für die Hochzeitsfeier, keine Zeit um an der Aktion teilzunehmen. Nachdem ich im H&M ein schlechtes Gewissen hatte, bin ich dann aber ganz bewusst nochmal durch Primark gegangen um dem Gedanken nachzuhängen, was eigentlich hinter diesem Haufen billig-Klamotten steht. Für den Preis einer Jeans bei Primark kann ich nichtmal den Stoff für ein selbstgenähtes Shirt kaufen. Klar ist das verlockend, und natürlich besonders für diejenigen, die wenig Geld zur Verfügung haben. Und machen wir uns nichts vor, davon gibt es in Deutschland viel zu viele. Bevor Primark in Deutschland aufkam hatten wir diese Diskussion aber auch schon über das 8€ Shirt von H&M und große Sportkleidungsmarken. Trotzdem ändert sich wneig bis nichts, und wenn wir hier Markenkleidung kaufen bezahlen wir zwar viel mehr als für die Sachen der Ketten, der Preis sagt aber trotzdem nichts darüber aus, wie die Sachen Produziert wurden. Wenn wir dieses System nicht unterstützen wollen bleiben nur zwei Wege: selbermachen oder Fairwear kaufen. Und das zeigt Mamimade mit der Unterstützung der Nähbloggerinnen toll auf!
Und zu den Shirts, Pullis und Hosen, auf denen man bei genauerem Nachdenken das Leid und die traurigen Gesichter der Arbeiter zu sehen glaubt, die aber trotzdem schon in unseren Schränken hängen? Bitte haltet sie in Ehren, tragt sie bis sie zerfallen oder gebt sie über Tauschbörsen, Flohmärkte und Second-Hand-Läden weiter! Werft sie nicht in Textilcontainer, aus denen heraus sie dann Putzlappen werden, sondern sorgt dafür dass sie möglichst lange getragen werden, denn jedes Teil ist die Arbeit vieler Menschen, eure Shirts werden alle einzeln genäht, und deswegen solltet ihr sie genauso schätzen wie das Shirt in das ihr eure eigene Arbeitszeit investiert oder das ihr als Handgemacht über Dawanda oder ähnliche Portale gekauft habt.
Eine schöne Möglichkeit finde ich Upcycling. Man kann aus den Hosen von Mama und Papa zum Beispiel gut kleinere Hosen nähen, die dann die Kinder anziehen können. Genauso mit T-shirts und Pullovern. Eine Jeans bietet auch tolles Material für ein Täschchen oder Utensilos. Und es hat für euch den doppelten Vorteil: Ihr nutzt die Kleidung weiter, was ich als Wertschätzung der Arbeit der Näherinnen betrachte, und ihr spart selber Geld, da ihr keinen Stoff kaufen müsst. (Nicht dass das irgendjemanden vom Stoffkaufen abhalten würde, aber theoretisch wisst ihr ja was ich meine….)
All diesen gedanken bin ich nachgehangen, während ich an meinem zweiten Probekleid gewerkelt habe. Bisher hatte ich es noch nicht an- und ich bete dass es an mir so wirkt wie hier an der Puppe, denn dann wäre nicht alles verloren was ich mir für die Feier vorgestellt habe… Es ist ja nichtmehr lang hin, und der Plan ist, dass ich heute Abend endlich die Knopfleiste fertig mache, damit ich es dann zusammennähen kann.
Der Schnitt ist übrigens das Anni-Nanni-Kleid, mit etwas abgewandeltem Oberteil. Den Stoff habe ich als Ausverkaufsschnäppchen im Stoffladen in der Innenstadt erstanden, und das Chaos im Hintergrund ist meine übliche Arbeitsatmosphäre- ich räume aber nach jedem Projekt wieder auf….