Does & Don’ts Teil 3

Ich habe euch letzte Woche ein Bischen vertröstet, aber hier kommen natürlich noch die Dos & Don’ts Teil 3!

Ich lade die letzten drei Damen auf meiner Bühne ein.

 Franziska, die Unorganisierte
 „Wann war nochmal der Abgabetermin? wie, so schnell? Wie soll ich denn da noch Fotos machen, es wird doch so früh dunkel! und mein Mann ist grad auch nicht da- ich dachte es wäre noch mehr Zeit! Ob ich das noch schaffe weiß ich nicht….“ So oder so ähnlich meldet sich Franziska nach ein paar Wochen Funkstille in die Gruppe zurück. Sie dachte ja, dass noch so viel Zeit wäre, und hatte garnicht mitbekommen wie die Wochen verfliegen…. Jetzt ist sie in Panik, Zeit in den Dateien nach den wichtigsten Eckdaten zu suchen? Hat sie nicht! Jetzt muss sie sich ranhalten! Außerdem ist sie grad nicht am Rechner und kann vom Handy aus die Dateien nicht sehen! Sie fängt an zu rotieren: „Welcher Stoff war das nochmal? Kennt jemand einen Stoffdealer, der ganz schnell liefert? Brauchte ich sonst noch etwas? Könnt ihr mir empfehlen wer Spitze hat und noch heute versenden würde?“ Wie ein Maschinengewehr feuert Franziska eine Salve von Fragen in die Gruppe, während bei den anderen Probenäherinnen das Handy dauervibriert. Aber sie will es ja noch unbedingt schaffen! Dieses eine Mal will sie nicht das dunkle Foto aus dem Wohnzimmer abgeben, jetzt will sie es mal richtig machen, endlich, deswegen hatte sie sich schließlich hier beworben! Und Sie schafft es, sie näht noch schnell ein Teil, dass der Saum für die Fotos nur gereiht ist macht ja nichts- sieht schließlich keiner, und macht ein paar Bilder. Gott sei Dank hat es sogar noch geschneit, sodass sie eine angemessene Kulisse für das neue T-shirt hat- passiert ja nicht so oft in Deutschland, das ist dann schon ein besonderes Foto!
Ja, ein Bischen kennen wir das wohl alle… in wem von uns steckt nicht ein kleines Stück Franziska? Ein bischen chaotisch ist ja auch süß und macht symphatisch. Deswegen merkt man oft erst wenn man in mehreren Teams mit einer „Franziska“ genäht hat, dass das Chaos bei ihr Programm hat. Für die die sie schon kennen sind solche Teamkollegen zum Glück nur anstrengend, für die Schnittdesigner ist es allerdings mehr als ärgerlich wenn die Bilder die sie bekommen unscharf und dunkel sind oder mit dem Wäscheständer im Hintergrund aufgenommen wurden, denn ein schlechtes Bild mindert die Qualität ihres Produktes, und trotzdem werden sie es in der Regel mit aufnehmen, weil sie niemandem den Stolz auf das Mitwirken am Ebook nehmen wollen.
Emily,Die Probenähhopperin 
Emily ist hip, das sagt ja schon ihr Name, und Emily möchte sich jetzt auch einen entsprechenden Namen in der Nähwelt machen. Sie näht ja noch nicht lange, aber nachdem sie gesehen hat, dass so viele Leute eine Fanseite betreiben, hat sie vorsichtshalber direkt ab dem ersten Stück dokumentiert was sie so kann. Außerdem fand sie die Bloggersezene schon länger faszinierend, und man schlägt schließlich zwei Fliegen mit einer Klappe, wenn man einen unverwechselbaren Stil hat, und einem die Leser zu Füßen liegen, weil man ihnen erklärt, wie man ihn nachahmen kann!
Um voranzukommen bewirbt sich Emiliy auf jedes Probenähen von dem sie hört. Spätestens jetzt rentiert es sich, dass sie sich direkt eine Seite eingerichtet und alle Freunde zum liken aufgefordert hat! Und vom Fotos machen versteht sie natürlich auch viel, das ist einfach Teil des Szene! Emily hat keine schlechten Chancen in die Probenähteams zu gelangen, denn ihre Fassade spiegelt genau das wieder, was die Schnittdesigner suchen. Sie wirkt frisch, frech, unabhängig und fröhlich und hat einen coolen Job (Hairstylistin, Tatoowiererin, irgendwas mit Werbung oder Mode…) und dass sie es drauf hat kann man schließlich schon morgens auf Instagram sehen, wo ihr Starbucksbecher mit einem hippen Retrofilter im perfekten ersten Sonnenstrahl erscheint. Eine Werbeträgerin der Extraklasse also.
Leider hat sich Emily ein bischen übernommen. Um bei den großen Fischen mitzuschwimmen und in die Probenähen der „Stars“ der Szene zu gelangen muss man schließlich viel Erfahrung mitbringen, und die will sie sich schnell erarbeiten. Parallel zu unserer Gruppe ist sie gerade noch mit fünf anderen Baustellen beschätigt, (alles kein Problem, die Veröffentlichungstermine liegen schließlich 2-3 Tage auseinander, das müsste ja zu schaffen sein, wenn man sich an seinen Zeitplan hält). Deswegen gilt bei Emily: schnell genäht und noch schneller wieder weg. Wenn es nicht ganz perfekt ist ist das sicherlich nicht so schlimm, das kann man noch mit einem Gürtel oder einer Strickjacke kaschieren, und wenn die Fotos ein Bischen angeschnitten und von oben fotografiert sind, dann fällt doch kaum auf, dass es nicht so richtig sitzt! Leider hat sie nicht die Zeit jetzt nach der Änderung noch ein Stück zu nähen, das machen die anderen ja sicher gerne („Sorry, meine to-sew Liste ist einfach grad zu voll, ich hab ja noch das Probenähen bei…. aber hier hatte doch noch jemand so eine tolle Idee mit Kunstleder, das kann ich mir echt gut vorstellen! Wer war das noch?“)
Leider vergisst sie dann manchmal, dass sie ja auch über dieses Teil noch Bloggen wollte, aber mit Twitter und Instagramm kann man ja auch auf die Schnelle nochmal Werbung machen. Nimmt ihr doch sicher keiner Übel „Beim nächsten mal bin ich gern wieder dabei, hat Spaß gemacht!“
Emilys Traum? natürlich als Newcomer die zweite Staffel von „Geschickt eingefädelt“ zu rocken!

Eigentlich ist an Emily nicht viel auszusetzen, den größten Nachteil wird sie wahrscheinlich selbst von ihrem Sprint durch die Probenähgruppen haben, denn eins hat sie sicher und das ist Stress. Für die Teamkollegen ist es aber schade wenn zum Schluss nur die in der Gruppe aktiv sind, die noch nicht genäht haben, denn meist braucht man mal jemanden der weiterhilft wenn etwas nicht auf Anhieb klappt und es ist natürlich eine große Belastung für den Schnittersteller wenn er alle Fragen selbst beantworten muss und vielleicht kann er garnicht mit anderen Worten beschreiben was in der Anleitung von ihm geschrieben steht. Daher ist eine Teilnahme am geschehen in der Probenähgruppe bis zur Veröffentlichung eindeutig der schönere Weg.

Annika, Die Mutlose
Annika ist sehr motiviert! Der Schnitt „ist echt megasüß, kann ich mir total gut vorstellen!“ und deswegen wäre sie gern dabei. Kaum ist sie im Team, legt sie auch schon los. Leider hat sie die Anleitung nicht ganz gelesen, aber macht nichts, sie ist begeistert von dem Schnitt und möchte ganz schnell ein erstes Selfie in die Gruppe posten, sie, strahlend vor Glück über ihr neustes Stück! Annikas Strategie ist nicht zum Scheitern verurteilt, keinesfalls, schließlich hat sie schon vieles genäht und einige Schritte sind ja immer wieder gleich, ihr Selbstvertrauen wird jedoch erschüttert, wenn es dann mal nicht klappt. Verzweifelt postet sie das Selfie vom missglückten Stück und sagt zu, dass sie sich nochmal Gedanken darüber machen wird, was das schief gelaufen sein kann! „Ich bin echt traurig! Ich fand den Schnitt so toll… ich habe sogar meinen Lieblingsstoff dafür angeschnitten! Ich glaub ich bin zu doof dafür! Vielleicht versuche ich es am Wochenende nochmal…“ sind dann oft die letzten Worte, die man bis kurz vor Ende des Probenähens von ihr liest. Ein schlechtes Gewissen, dass sie nichts abgeliefert hat hat sie nämlich schon, also entschuldigt sie sich nochmal öffentlich für das Desaster „nicht dass ihr denkt, dass ich mir hier nur den Schnitt runterlade, aber es hat einfach nicht sollen sein mit mir und dem Teil… ich hoffe ich darf trotzdem nächstes mal wieder dabei sein! Es war echt schön mit euch!“

Eine Annika ist oft ein verschenkter Platz in einem Nähteam. Die wenigsten Probenähen laufen ohne einen Punkt ab an dem man an eine Grenze kommt. Bei manchen muss man sogar richtig kämpfen. Genau um diese Punkte geht es in einem Probenähen, denn nur wenn man als Näherin nicht aufgibt kann man ein wertvolles Feedback abliefern. Nur so kann vielleicht ein einfacherer Weg gefunden werden um ihn in das Ebook einzupflegen. Wenn man aufgibt sobald man an der eigentlichen Aufgabe angelangt ist, dann hat man leider seine Aufgabe nicht erfüllt und im schlimmsten Fall haben andere, die versucht haben zu unterstützen viel Zeit umsonst investiert.
Damit bin ich am Ende meiner Serie zu den Typen der Näherinnen angekommen. Ich hoffe ihr konntet ein Bischen schmunzeln, vielleicht an der einen oder anderen Stelle zustimmend nicken und vorallem eins: euch selbst ein bischen relefktieren- in mir stecken sie alle ein Bischen, weshalb ich kein schlechtes Gewissen habe diese Charakterisierungen zu veröffentlichen, aber ich freue mich natürlich genauso über kritische Kommentare wie zustimmende!
xoxo und bis demnächst
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1 Kommentar

  1. Näh Käthe
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    Das ist ja genial! 🙂
    Ich musste echt paar mal Schmunzeln und auch ich entdecke mich bei ein paar wieder, aber zum Glück kein extrem von einem! Musste mir auch gleich Teil 1 und 2 durchlesen, du bringst das echt so gut auf den Punkt! Von jeden Damen sind in allen Probenähen welche vertreten. Ich werde jetzt wahrscheinlich immer an dich denken müssen, wenn ich wieder einer extremen davon begegne. 😉

    Lieben Gruß
    NähKäthe

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