Makerist, die bekannteste Plattform für Schnittmuster, Nähanleitungen, Plotterdateien und DIY schließt. Nachdem Kunden und Designer heute per Mail über das Ende der beliebten Plattform informiert wurden, überschlagen sich die Facebookgruppen und die Szene diskutiert heiß. Ich möchte dir heute einige meiner Gedanken dazu dalassen. Denn auch, wenn durch die vielen Schließungen der letzten Monate bei Stoffgeschäften, Onlineshops und Designern ein Damoklesschwert über der Nähszene zu hängen scheint, glaube ich, dass es Hoffnung gibt – und das sagt eine, bei der Makerist bisher die stärkste Verkaufsplattform war. Der Weg? So unbequem es ist, wir müssen aufhören zu jammern!
Makerist und ich – ein kleiner Rückblick

Erste Berührungspunkte mit Makerist hatte ich 2014. Da war die Plattform grad ein gutes Jahr alt und die Nähwelt noch sehr bunt gemustert. Jerseystoffe waren der heiße Scheiß und alles wurde daraus genäht. Es war der Beginn eines großen Hypes und Makerist bezeichnete sich damals noch Online-Nähschule. Labels wie Kreativlabor Berlin oder Muckilie und Sewera, Schnittgeflüster aber auch Konfettipatterns sind die ersten großen Namen, die ich mit der Plattform verbinde. Wann ein neuer Schnitt erschien, erfuhr man auf Facebook, wann ein Probenähen lief oder beendet war ebenso. Gekauft wurden die Schnitte auf dawanda oder Makerist. Ich sag es ganz ehrlich: Damals fühlte sich die Nähszene noch wirklich heimelig und kuschelig an. 2014 habe ich auch diesen Blog begonnen, wenn ich meinen ersten Beitrag anschaue, und bedenke wieviele neue Blogs über die Jahre nachkamen- schon lustig, was ich mir damals für Gedanken gemacht habe…
2017 habe ich begonnen selber Schnittmuster und Plotterdateien zu machen und ebenfalls über Makerist anzubieten. Nicht viel später zog die erste dunkle Wolke über den Himmel der Nähszene. Mit in Krafttreten der DSGVO 2018 schlossen unmengen kleiner Websites und Blogs. Auch die großen Linkpartys wie Rumms wurden beendet und die Szene verlagerte sich fast komplett zu Facebook. Instagram nahm zwar an Fahrt auf, war aber überhaupt kein Thema zum vernetzen und Austausch. wenig später, ebenfalls 2018 folgte dann ein einschneidender Verlust: Dawanda schloss und viele kleine Labels, sowohl für Schnittmuster und Plotterdateien, als auch für Handmade Produkte standen vor dem Nichts. Sehr viele hatten nur auf dieses eine Pferd gesetzt.
Makerist blieb- und ich vermute, der Zuwachs an Designern hat einen ordentlichen Schub gegeben. In Sachen Schnittmusterverkäufen war der Name in aller Munde. Ich habe die Plattform auch weiterhin gern genutzt- sowohl zum Verkaufen, als auch zum Kaufen. 2020 wurde die Plattform dann an Fabfab verkauft, den Anbieter, zu dem auch Stoffe.de gehört. Lange Gesprächsthema war es allerdings nicht, da es kaum Veränderungen zur Folge hatte.
Ist die Nähszene noch zu retten?

Makerist schließt nun. Was ein Paukenschlag. Ist es nun endgültig vorbei mit dem Hype?
Wir konnten nach Dawandas Aus sehen, dass es immer irgendwie weiter geht. Wem es mit seinem Hobby oder Business ernst war, der hat einen Weg gefunden um weiterzumachen. Momentan gibt es viel mehr Plattformen für Schnittmuster als damals. Designer haben die Möglichkeit bei Sewunity, Snaply, Stoffe Hemmers, alles für Selbermacher und auch der noch ganz neuen, eigenen Plattform von Stoffe.de anzufragen um ihre Schnitte anzubieten. Genauso findest du dort als Kundin weiterhin Anleitungen und alles rund ums Nähen.
Mein Learning aus dem Ende von Dawanda war, einen eigenen Shop zu machen, um unabhängig von Plattformen zu sein. Eine Art Backup, das ich jedem Designer empfehle- es beruhigt unheimlich wenn man die Dinge selbst in der Hand hat! Daher hat es mich nicht so hart getroffen, dass jetzt Makerist schließt.
Lasst uns Nähszene retten! das können wir tun:
Ja, ich denke die Nähszene ist zu retten. Aber nur, wenn wir einen anderen Weg einschlagen als in den letzten beiden Jahren. Früher war die Nähszene ein Ort, an den man vor dem Alltag flüchten konnte. Heile Welt und eitel Sonnenschein- zumindest an der Oberfläche. Momentan beobachte ich einen Trend, der mit der Entwicklung unserer Nachrichten vergleichbar ist: Es wird vorallem auf das Negative geguckt. Stoffläden und Onlineshops schließen, Makerist schließt. Katastrophenstimmung überall. Das ist alles schade und traurig und verändert Leben, aber die Szene legt auch verstärkt einen Fokus darauf, genau diese Berichte zu teilen. Natürlich mit dem guten Gefühl hier einem Händler zu helfen, aber dennoch mit Folgen. Es entsteht eine Spirale in er wir alle darüber nachdenken, wie schlecht es und geht. Wir vergleichen, wieviel mehr Zeit, Geld und Freude wir fürs Nähen hatten, oder wie unsere Verkäufe während der Pandemie liefen- der Boom fürs Nähen.
Wenn wir unserer Szene etwas Gutes tun wollen, so schwer es ist, müssen wir damit aufhören. Wir müssen wiederbeleben, was wir früher hatten. Alltagsflucht, ein Miteinander. Teil ewenn du einen tollen Beitrag oder ein schönes Produkt siehst. Begeistere für Stoffe uns Schnittmuster- sei ein bischen selbstlos auf sozialen Medien und leg den Fokus auf das, was dir gut tut in deinem Hobby. Manchmal müssen wir uns vielleicht auf die guten alten Zeiten besinnen- und auch ein bischen auf unsere Rolle. Jammern ist nicht Sexy, und Jammern verkauft nicht. Natürlich fühlen sich Kunden nach Jahren wie Freunde an und man ist geneigt sein Herz auszuschütten oder um Hilfe zu bitten. Wenn wir aber verhindern wollen, dass das Sterben der Nähszene eine sich selbsterfüllende Prophezeiung wird, müssen wir genau damit aufhören.
Liebe (Stoff)-händlerinnen und Designer
Bitte denkt einmal für euch über diese Frage nach- ich erzähle dir gleich warum:
Verkaufst du nur Stoffe und Schnittmuster, oder verkaufst du auch ein gutes Gefühl? Eins mit dem du selbst deine Freizeit verbringen möchtest?
Ich erinnere mich bei jedem Stoff in meiner großen Sammlung woher ich ihn habe, wofür ich ihn gekauft habe und welches Gefühl ich damit verbinde. Die, die ich vernähe, sind meist die guten Erinnerungen. Ich erinnere mich an Gespräche und Orte, an die Ideen die zu den Schnitten oder Stoffen gewachsen sind. Das alles ist Teil des Nähprozesses. Ich erinnere mich auch an die schlechten Gefühle. Den Laden in dem ich schnippisch behandelt wurde oder dessen Inhaberin über Kunden gelästert hat, sodass ich hören konnte. Auch die, die erwähnten sie wüssten nicht ob sie noch lange weitermachen, fallen mir ein wenn ich dort gekaufte Stoffe sehe. Ich erinnere mich an unhöfliche Mails in denen versucht wurde mich für Dumm zu verkaufen und an die mit einem fröhlichen Gruß zum Abschied. Lasst uns die Positivität wiederbeleben. Lasst uns gute Erinnerungen mit dem Nähen verbinden und bestärken statt öffentlich zu leiden. Lasst uns den Zufluchtsort „Hobby“ zurückerobern, bevor alle zu einem anderen Hobby reisen.

Danke für diesen Artikel! Mich hat dieser Paukenschlag auch sehr hart getroffen und ich weiß noch nicht, wie es weitergeht. Für einen eigenen Shop habe ich leider keine Zeit, aber ich möchte für mein kleines Label kämpfen. Vor mehr als 10 Jahren habe ich begonnen und war ziemlich zu Beginn bei Makerist. Aber du hast recht, auch nach dem Weggang von Dawanda ging es weiter für so viele, da wird es nun auch neue Möglichkeiten geben. Erschreckend finde ich die Entwicklung aber trotzdem. Aber wie du so schön geschrieben hast: es geht auch um das gute Gefühl und das wird sich bestimmt bald wieder einstellen
Autor
Ich glaube, das Tröstliche ist, dass es ganz vielen gerade so geht. Hast du schonmal bei Snaply angefragt? Sewunity ist ja gerade im Umbruch weil es an Pepelinchen verkauft wurde, aber bei Snaply läuft alles normal, und du hattest ja auch mal Magazinbeiträge bei denen veröffentlicht, sodass sie eine vorstellung haben sollten, was du machst und wer du bist…