Während Collegejacken ursprünglich die Zugehörigkeit zu einem College oder einem zum College gehörigen Sport-Team ausdrückten, besonders in den USA, sind die Jacken, deren Schnitt an Bomberjacken erinnert, in Deutschland in der Regel eine reine Modeerscheinung. Zwar versuchen auch deutsche Universitäten nach und nach über Merchandising Artikel die Studierenden dazu zu bewegen „Flagge zu zeigen“ und den Stolz auf ihre Universität durch Kleidung auszudrücken, um an amerikanische Verhältnisse heranzukommen fehlt aber in der Regel ein generelles Zugehörigkeitsgefühl und die Identifikation mit den hiesigen Bildungseinrichtungen. Trotzdem eignen sich Collegejacken zum Ausdrücken von Zugehörigkeit.
Eine schöne Möglichkeit diese Zugehörigkeit beispielsweise im Rahmen einer Familie zu zeigen, bietet die „Herzblatt“ Ebookreihe (Werbelink) von Fred von Soho. Denn dort gibt es den Schnitt für eine Collegejacke für Mamas, Papas und Kinder. Sowohl als Einzel-Ebooks, als auch als Kombipaket. Als im letzten Herbst eine Rabattaktion stattfand, konnte ich endgültig nicht daran vorbei und habe das Kombipaket gekauft- wobei ich eingestehen muss, dass ich bisher nur meine eigene Collegejacke genäht habe. Trotzdem gefällt mir der Gedanke ein „Familienlogo“ zu entwerfen und auf Jacken für die ganze Familie zu applizieren oder zu plotten. Bis es so weit ist, habe ich mich erstmal mit dem „L“ aus den ebenfalls von Fred von Soho stammenden Applikationsvorlagen zufriedengegeben.
Ich muss gestehen, für mich ist mein Anblick in der Jacke noch immer gewöhnungsbedürftig. Ich habe sie schon im Frühjahr genäht und auch über den Sommer recht oft getragen, trotzdem kann ich sie mit meinem Stil nur schwer vereinbaren. Ich habe sie daher, obwohl ich die Stoffe und das Ergebnis liebe, an meine Schwester verschenkt- ihr Vorname beginnt ebenfalls mit einem L, sodass die Jacke auch zu ihr passt. Letztlich scheitert es für mich am sportlichen Look, der nicht zu meiner restlichen Garderobe passt und auch an den Farben, die eher in meiner Wintergarderobe finde, während die Jacke eher für den Sommer oder Herbst passend ist.
Trotzdem möchte ich mit euch meine Erfahrungen beim Nähen und meine Meinung zum Ebook teilen- es ist viel zu lang her, dass ich einen Schnitt ausführlich rezensiert habe!
Layout, Gestaltung und Rahmeninformationen
Die Aufmachung des Ebooks hat mich schlicht begeistert. Gerade wenn man auf das Veröffentlichungsdatum schaut, muss man neidlos eingestehen, dass zu diesem Zeitpunkt kaum deutsche Ebooks mit einem so gelungenen, an eine Zeitschrift erinnernden Layout zu finden waren. Die professionelle Optik ist für mich eindeutig ein Pluspunkt, denn es macht deutlich mehr Spaß sich ein schön gestaltetes Ebook anzuschauen bevor man mit den Vorbereitungen beginnt, als eins, das unübersichtlich, zu bunt oder mit unpassenden Schriften überladen ist.
Neben einigen Erklärungen zu passenden Materialien gibt es auch eine Seite mit einem Planungsbogen für die Jacke, auf der die Jacke als Zeichnung zu sehen ist, und man sich Notizen zu Stoffauswahl und eine kleine Einkaufsliste machen kann.
Ebenfalls zur Einleitung gehören Tabellen zur Größenauswahl und zum Stoffverbrauch. Dieser Abschnitt fällt im Vergleich zu anderen Ebooks sehr umfangreich aus, was ihn auf den ersten Blick unübersichtlich erscheinen lässt, wenn man die Jacke aber mit vielen verschiedenen Stoffen „puzzelt“ benötigt man genau diese detaillierten Angaben um sich den Stoffverbrauch berechnen zu können. Die ausführlichen Informationen kann man also durchaus als gelungenen Sevice bezeichnen, denn es spart den unbequemen Weg über das Vorbereiten des Schnittmusters und das selber Ausmessen wenn man eine aufwendige Version nähen möchte. Wer die Jacke schlichter gestaltet oder mit Reststücken jongliert (ich habe hier wunderbar die Reste meines hellblauen Scubas verwerten können!), kommt um dieses ausprobieren natürlich trotzdem nicht herum, kann sich aber zumindest daran orientieren.
Die Nähanleitung
Das professionelle Layout zieht sich auch durch die Anleitung. Für die einzelnen Arbeitsschritte gibt es zwischenüberschriften, die die Orientierung erleichtern und in der Reihenfolge angeordnet sind, die einen flüssigen Ablauf durch das Nähen gewährleistet. Auch hier gibt es immer wieder zusätzliche „Randnotizen“ mit Tipps und Tricks und klar erkennbare, gut ausgeleuchtete Bilder. Einzig mit der Anleitung für die Paspeltasche habe ich mich schwergetan und hätte mir noch 1-2 zusätzliche Bilder gewünscht. Mit Hilfe eines zusätzlichen Tutorials, eines Buchs und einer Freundin, die die Jacke schon genäht hatte konnte ich den Fehler aber letztlich finden und die Taschen erfolgreich nähen.
Durch die klare Struktur der Anleitung ist es generell einfach dem Ablauf zu folgen, und die Jacke war in knapp einem Tag genäht.
Bei der Stoffwahl bin ich etwas abgewichen und habe die Ärmel, Schulterpasse und die Besätze aus Baumwolljersey genäht. Da die Stabilität der Jacke vorwiegend von den teilen ausgeht, die ich aus Scuba gemacht habe, verschlechtert sich die Passform dadurch nicht- was anfangs eine meiner Bedenken war.
Ergebnis und Fazit
Insgesamt ist das Ebook für die Collegejacke sehr gelungen und der Schnitt ist professionell aufgemacht und gut zu nähen. Auch die Passform ist für eine Collegejacke genau richtig. Kleine Kritikpunkte sind für mich die Erklärungen zur Paspeltasche und, dass die Taschenbeutel sich an der fertigen Jacke, wenn man etwas schwereres wie Schlüssel oder Handy hinein tut, auf den Weg unter dem Bündchen hinaus machen. Im Vergleich zu gekauften Collegejacken sehe ich hier die Ursache darin, dass Collegejacken oft zusätzlich ein Futter haben, und das Bündchen dann nach unten den Taschenbeutel einschließt. Ein Bischen lässt sich durch das Fixieren des Taschenbeutels am Beleg entgegenwirken, die Fixierung hat bei mir jedoch der Bewegung nicht standgehalten und sich mehrfach gelöst. Diese Kritikpunkte sind allerdings auf einem hohen Nievau, es wird mich sicher nicht davon abhalten den männlichen Part der Familie bei Zeiten ebenfalls mit „Herzblättern“ zu versorgen, denn das Ergebnis wiegt die kleinen Stolperstellen beim Nähen der Tasche auf jeden Fall wieder auf. Ich würde das Ebook allerdings nur Näherinnen und Nähern mit etwas Näherfahrung empfehlen. Für Anfänger bietet es sich an, die Grundlegenden Schritte zum Nähen eines Sweatshirts (Ärmel einsetzen, Bündchen annähen, Größe ermitteln) vorab zu lernen, um sich die Ziele der einzelnen Arbeitsschritte besser vorstellen zu können.
Schnitt: „Mamas Herzblatt“ von Fred von SOHO* (auch für Männer* und Kinder* erhältlich)
Stoff: Scuba in Hellblau meliert, beispielsweise über Strandgutraeuber, Jersey „Winter Blossom“ von Monkeys and Pumpkins.
Verlinkt: RUMS
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