„Passt dieses Buch, dieses Thema zu meinem Blog?“ Das ist eine wichtige Frage für mich, wenn ich mich auf Rezensionsexemplare bewerbe. Denn natürlich gibt es viele spannende Themen, die für mich persönlich reizvoll wären. Bücher, die ich unheimlich gern rezensieren würde, aber die einfach nicht zum Nähen passen. Und es gibt Bücher, die zwar nicht direkt das Nähen zum Thema haben, aber trotzdem Themen berühren, die zu meinem Blog irgendwie dazu gehören.
Erinnert ihr euch, dass ich Anfang 2016 eine Liste mit Vorhaben veröffentlicht habe, die ich im Laufe des Jahres auf meinem Blog umsetzen wollte? Ein wichtiges Vorhaben war, in 2016 keine Kleidung zu kaufen. Nur das Selbstnähen neuer und das Tauschen und als Geschenk Annehmen gebrauchter Kleidung sowie die Ausnahmen Socken, Unterwäsche und Schuhe hatte ich mir damals erlaubt. Kleidung, die ich nichtmehr trage, aber doch liebe wollte ich upcyceln oder ändern. Und ich habe durchgehalten, erst diese Woche habe ich zum ersten Mal wieder ein Kleidungsstück gekauft. Einen Regenmantel und eine Regenhose zum Radfahren, die ich zeitlich momentan einfach nicht selbst zu nähen schaffe, aber aktuell dringend brauche.
Da ist er also, der Berührungspunkt: Alle die Kleidungsstücke, die ich in den vergangenen anderthalb Jahren hier gezeigt habe, hingen mit meinem Vorhaben zusammen nicht die Fast-Fashion-Industrie zu unterstützen, sondern Material und Arbeit wertzuschätzen, auch wenn es bedeutet, dass meine Kleidungsstücke dadurch teurer sind, als gleiche Stücke aus dem Laden, und ich insgesamt weniger Kleidung besitze.
Upcycling ist in meinen Augen die ultimative Wertschätzung des Materials. Anders als beim Recycling wird es beim Upcycling nicht in seine kleinsten Teile zerlegt um ein neues Material zu schaffen, sondern nur in seiner Erscheinungsform verändert. Umgenutzt also.
Der Anspruch ist dabei nicht nur, das Material erneut zu verwenden, sondern es in seiner neuen Form für den Besitzer so wertvoll zu machen, dass es mehr geschätzt wird, als in seiner ursprünglichen Erscheinung. Die Beispiele, die dabei in „Upcylist“ vorgestellt werden, sind genau das: unglaubliche Designs und Kunstwerke, denen man nicht ansieht, dass sie aus Dingen bestehen, die normalerweise im Müll landen.
Tatsächlich sind es diese Bilder, die das Buch für mich so wertvoll machen. Egal wie oft ich versuche die Texte, die die Designer und die Projekte vorstellen zu lesen, mein Blick wird immer wieder von diesen Bildern gefangen, abgelenkt vom Text, weil die Flut von Farben und Ideen so fesselnd ist, das man auf die Suche nach den Details gehen möchte, die sich in den Werken verbergen.
Das Buch ist in verschiedene Materialkategorien aufgeteilt. Holz, Textilien, Metall, Glas und Keramik, Papier und Plastik und Gemischte Materialien. Es wäre naheliegend davon auszugehen, dass das für mich wichtigste Kapitel Textilien wären, und tatsächlich bietet es eine tolle Auswahl an Ideen, inklusive des Hockers, der auf dem Titel abgebildet ist. Tatsächlich hat mich aber die Weiterverarbeitung von Metall am meisten gefesselt.
Ein Material, mit dem ich selber nur sehr ungern arbeite, das in seiner Wirkung in den gezeigten Projekten aber so vielfältig ist, wie man es sich nie ausmalen würde. Von futuristischen und kalt wirkenden Lampen aus Rohren und Waschmaschinen-Trommeln hin zu weich fließenden Kronleuchtern aus Fahrradketten und im Retro-Schick erstrahlendem Interioor aus alten Konservendosen. Von schlichten Metalloberflächen bis zu bunten Lacken.
Ja, man kann sagen, dass ich von dem Buch begeistert bin. Ich hatte es wirklich schon lange hier liegen. Unzählige Male habe ich angefangen meine rezension zu schreiben, bin aber an der Hürde gestolpert, die Wirkung dieses Buchs in Worte zu fassen. Es ist für mich mehr ein Erlebnis als ein typisches Buch. Die Maßstäbe mit denen ich an die Rezension von Schnittmustern herangehe, lassen sich hier nicht anwenden. Es ist Kunst. Es ist ein Katalysator für Gefühle.
Wichtig für mich zu erwähnen ist, dass das Buch keine Anleitungen enthält. Es bietet eine Menge Inspiration für Selbermacher, aber es schafft einen unglaublichen Respekt vor der Arbeit der Künstler und Designer, der einem schon den Gedanken an einfaches Nachmachen verbietet. Wer sich aber für die Thematik des Upcyclings und für Kunst, die nicht interpretiert werden möchte, sondern für sich selber spricht, begeistern kann, dem kann ich es nur wärmstens empfehlen.
Hier geht es direkt zum Buch auf Amazon:
Upcyclist: Reclaimed and Remade Furniture, Lighting and Interiors*
Autorin: Antonia Edwards
Verlag: Prestel
Ausführung: Hardcover
Sprache: Englisch
Schön, dass du hier hauptsächlich Bücher vorstellst, die auch zu deinem Blog passen!!! Das sollten doch alle Blogger so machen 😉
Upcycling finde ich ja verdammt cool. Zum Beispiel mache ich aus leeren Klopapierrollen total gern Geschenk-Verpackungen und mein Gewürzregal aus einer flachen Obstkiste mag ich auch sehr. Das Buch wäre also sicher auch für mich interessant.
Mein einziges Problem ist eigentlich, dass viele Upcyclings, die mir im Netz begegnen, nur Deko entstehen lassen und ich immer lieber was Praktisches haben will 😉
Hast du eine Idee für Konserven für mich?
Liebe Grüße
Ich habe tatsächlich ein paar Ideen für Konserven- das war eines meiner ersten Upcylings als ich in meine erste Wohnung gezogen bin. Ich habe die Etiketten damals abgelöst und die Dosen mit hübschen Werbeanzeigen und Bildern aus Zeitschriften beklebt. Einige auch mit Geschenkpapier, und dann lackiert. Anschließebd habe ich die großen als Blumenübertöpfe benutzt und in kleineren Stifte und Pinsel gestellt. kleine wie von Tomatenmark sind bestimmt auch toll für Q-Tips….