Im letzten Herbst durfte ich für AnniNanni diesen Treggingsschnitt Designvernähen, weil sie neue Fotos für das Ebook brauchte.
Besonders gefallen hat mir, dass schon in der Einleitung die wichtigsten Fehlerquellen abgeklopft werden. Es steht sonst fast immer als einer der ersten Sätze im Ebook, dass man es komplett durchlesen soll, um sicher zu gehen dass man keine Fehler macht, ausdrücklich auf diese Punkte hinzuweisen finde ich aber viel eleganter, da eine große Chance besteht, dass die erste Seite auch wirklich gelesen wird.
Durch Verlinkungen ist es außerdem leicht möglich Informationen wie die unterschiedliche Position von Taschen oder der Anleitung zum Maßnehmen genau dann aufzurufen wenn man sie braucht. Um die Informationen zum Maßnehmen perfekt zu machen hätte ich mir allerdings noch en kleinen Hinweis gewünscht, dass es oft ungenau ist, wenn man an sich selbst Maß nimmt. Je nach Maß muss man sich vorbeugen, zur Seite lehnen oder anderweitig „verbiegen“, wodurch das Ergebnis nicht exakt ausfällt. Gerade bei einer Hose ist es schwer sich selbst so zu vermessen, dass man sich 100% auf die Maße verlassen kann.
Das Anpassen von Schnitten auf die Eigene Figur ist etwas, das viele beim Nähen unter den Tisch fallen lassen, weil es mühseelig und langwierig sein kann. Außerdem ist man natürlich darauf aus schnell ein Ergebnis zu bekommen. Bei diesem Schnitt ist das Anpassen unbedingt nötig! Und ich würde trotzdem noch dazu raten auch eine Probehose zu nähen, damit es nicht zu Frustrationen kommt. Meine erste Hose war trotz Anpassungen an der Wade viel zu eng, wäre das beim guten Stoff passiert, hätte ich mich geärgert. So war es zu verkraften.
Der Abschnitt zum Anpassen der Hose ist gut erklärt- mir persönlich gefällt die Bildhafte Sprache, die die Vorstellung davon, was man da eigentlich tut, sehr erleichtert.
Es handelt sich bei dem Schnitt von AnniNanni um ein Ebook. Das bedeutet, dass man die Seiten drucken und zusammenkleben muss um den Schnitt zu erhalten. Typisches Merkmal in den AnniNanni-Schnitten ist, dass als Passmarken für die Seiten große Sterne dienen, die man richtig aneinanderlegen muss um die Seiten passend auszurichten. Die Größe der Markierungen hat den Vorteil, dass man Abweichungen schnell erkennt, wenn zum Beispiel die Druckereinstellungen nicht passend Waren. Ich perönlich bevorzuge in Ebooks allerdings dünnere Linien, weil ich das Gefühl habe exakter damit arbeiten zu können.
Durch die Auswahlmöglichkeit bei der Form der Taschen und die Empfehlung zu Änderungen an der Weite des Beines ist Gestaltungsspielraum gegeben, von verspielt bis klassisch, sodass der Schnitt sowohl fürs Büro tauglich genäht werden kann, als auch als Party-Unikat.
In der Schritt für Schritt Anleitung habe ich mich sehr gut zurecht gefunden, die Bilder sind schön hell und aufgeräumt, sodass man gut erkennen kann, was zu tun ist.
Bei den Designbeispielen erschließt sich ein Dilemma der Ebookersteller. Es gibt viele tolle Beispiele, aber leider auch Fotos, die mehr wie ein erster Passformcheck wirken, als wie ein Designbeispiel für eine Hose.
Da möchte ich einfach mal an euch Probenäherinnen apellieren: Gebt vernünftige Fotos ab. Schlechte Beispielbilder können ein Ebook gravierend abwerten! Sie können dem der es gekauft hat die Lust nehmen den Schnitt zu nähen und können beim Käufer wenn etwas nicht auf Anhieb klappt den Frust über das Ebook, den Ersteller und den Schnitt hochkochen lassen, weil man sich denkt „Bei solchen Fotos kann die Qualität ja nichts sein“. Wenn ihr euch zum Probenähen bewerbt, dann solltet ihr alles, einschließlich der Fotos, als einen Job sehen! Es ist nicht leicht gute Bilder zu machen, wenn man gerade erst damit anfängt zu nähen, und bei den ersten Probenähen weiß man auch noch nicht genau worauf man achten muss, aber es gibt viele Informationen zum thema Fotografieren im Netz und auch die Ebookersteller geben euch sicherlich ein paar Tips wenn ihr fragt! Letztlich werden sie wahrscheinlich, um euch nicht zu enttäuschen auch schlechte Bilder mit aufnehmen, aber diese Fairness verschlechtert die Wirkung ihres Produktes!
Bleibt noch die Passform der Hose zu bewerten: Ich trage sie sehr viel und gern, Sie ist bequem und sieht gut aus- aktuell ist der Schnitt mein Favorit für lange Hosen, da er modern und wandelbar ist. Ich musste aber trotz Probehose und Anpassungen entsprechend dem Ebook noch einige Änderungen vornehmen. Eine Hilfe kann es sein eine gut sitzende Hose auf den Schnitt zu legen um eine Orientierung zu bekommen, ich denke aber gerade in der unteren Körperhälfte sind so viele Maße zu beachten, dass man nur bei einem Maßschnitt erwarten kann dass man ohne Änderungen zum Ergebnis zu kommen.
Wünschen würde ich mir noch eine Auswahl an Möglichkeiten den Bund zu gestalten. Bisher ist nur beschrieben wie man ihn mit einem Gummizug versieht. Ich habe mich entschieden ihn bei meiner Hose abzuwandeln und stattdessen eine Kordel einzuziehen, toll wäre aber auch die Möglichkeit einen klassischen Hosenverschluss mit Reißverschluss und Knopf nähen zu können.
Fazit:
Der Schnitt ist wandelbar, gut aufgebaut und mit der Anleitung im Ebook leicht zu nähen. Etwas Näherfahrung empfehle ich als Vorausetzung, da Änderungen am fertigen Kleidungsstück nötig werden können und ohne Erfahrung schwer umzusetzen sind.
Grundlegende Kentnisse zum Vernähen von gewebten Stoffen sind ebenfalls nötig, damit man lange Freude an der Hose hat. Wer bisher nur dehnbare Stoffe wie Jersey oder Sweat verarbeitet hat sollte sich in dieses Thema einarbeiten um den richtigen Stich und eine geignete Versäuberung der Nähte auswählen zu können.
Spezielle Werkzeuge oder Anforderungen an die Nähmaschine müssen nicht erfüllt werden.