Das Einfassen von Kanten mit Schrägband ist eine wichtige Grundtechnik beim Nähen und kann sowohl optische als auch funktionale Vorteile bieten. Schrägband ist ein schräg (45°) zum Fadenlauf geschnittenes Band. Dadurch ist es bei Webstoffen dehnbar und eignet sich, um Kanten sauber zu umschließen – sogar wenn sie abgerundet sind. Das Kanten einfassen bietet dir eine einfache Möglichkeit Farben und Muster in ein Nähprojekt zu integrieren, Säume zu Hinguckern zu machen, und manchmal eine schwierige Nähtechnik, beispielsweise das Verstürzen von Ärmelausschnitten, zu umgehen.
Das passende Schrägband auswählen
Schrägband hat zwar durch den schrägen Fadenlauf etwas andere Eigenschaften, als der Stoff im Fadenlauf hätte, dennoch bleiben viele Eigenschaften des Materials aus dem es Hergestellt wird erhalten.
Viele Arten Schrägband kannst du fertig kaufen. Fertiges Baumwollschrägband ist meist etwas gröber als die Baumwollwebstoffe die du gewohnt bist, bietet aber die größte Farbauswahl und gehört zum Standard der meisten Stoffgeschäfte. Satinschrägband ist eher steif, da es meistens aus festem Polyestersatin hergestellt wird. Darüberhinaus findest du im Handel inzwischen auch Schrägband aus Musselin. Außerdem gibt es gemusterte, etwas feiner gewebte Schrägbänder aus Baumwolle oder Polyesterstoffen.
Bei der Auswahl des Schrägbands mit dem du deine Kanten einfassen kannst, solltest du den Grundsatz „gleich und gleich gesellt sich gern“ beherzigen. Verwende ein Schrägband das fließend ist, wenn du einen fließenden Stoff einfasst, oder ein eher festes für einen festen Baumwollstoff. Besonders bei Kleidung ist dies wichtig, um den Fall von Röcken und Kleidern nicht zu beeinträchtigen. Manchmal ist daher das Schrägband selber machen sinnvoll, um die Stoffeigenschaften frei wählen zu können.
Was ist der Unterschied zwischen Schrägband und Einfassband?
Neben den „echten“ Schrägbändern“ gibt es auch Einfassbänder, die ebenfalls eine Kante umschließen können. Diese sind nicht im schrägen Fadenlauf geschnitten, da sie oft aus Materialien bestehen, bei denen dieser keinen Vorteil bietet. Einfassband besteht aus geraden Stoffstreifen die in der Mitte um die Kante zusammengeklappt und dann angenäht werden. Zu diesen Bändern gehören schmale, gurtbandähnliche Bänder, die oft an gekauften Taschen zu finden sind, aber auch das Kunstleder „Schrägband“ das du im Stoffgeschäft findest.
Kann man aus Jersey Schrägband machen?
Auch Jersey Schrägbänder findest du in vielen Stoffgeschäften. Bei diesen Schrägbändern weichen die Eigenschaften jedoch stärker vom Ausgangsmaterial ab. Jersey wird im schrägen Fadenlauf deutlich weniger dehnbar als er es quer zur Maschenrichtung ist . Das macht es schwieriger ihn um Rundungen zu führen. Jerseyschrägbänder sind dick, da der Stoff in sich ein größeres Volumen hat als die für Schrägband üblichen Webstoffe. Schrägband aus Viskosejersey ist zum Einfassen von Kanten besser geeignet, da es dünner ist, als Schrägband aus Baumwolljersey.
Kanten einfassen Schritt für Schritt
Gerade Stoffkanten einfassen
Beginnen wir mit dem Einfassen einer geraden Stoffkante. Dies ist die Einfachste Technik beim Kanten einfassen.
Schneide ein Stück Schrägband in der länge der einzufassenden Kante zu. Klappe einen der beiden Falze auf und lege die offene Schrägbandkante auf der linken Stoffseite an der einzufassenden Kante an. Näh das Schrägband nun genau um Falz mit einer Geradstichnaht fest.
Bügele das Schrägband nun um, sodass der Falz wieder zu klappt und das Schrägband an der Stoffunterkante „hängt“.
Drehe deinen Stoff nun um, sodass die rechte Stoffseite nach oben zeigt. Bügele auch von dieser Seite noch einmal die Naht aus.
Nun faltest du das Schrägband um die Stoffkante zusammen. Wenn du es herunter drückst, muss die Schrägbandkante die Naht verdecken. Manche, günstigere Schrägbänder haben einen ungleichmäßigen Falz, sodass du eventuell mit etwas bügeln nachhelfen musst.
Fixiere das Schrägband mit Nadeln…
und näh es anschließend knappkantig mit dem Geradstich fest. Hierbei kannst du die Stichlänge um 0,5 mm erhöhen, um ein sauberes Stichbild zu erhalten.
Saumkante einfassen
Bei Rock, Hosen und Ärmelsäumen haben wir keine offene gerade Kante, sondern einen Ring. Auch diesen kannst du sauber und ohne auftragende Überlappungen mit Schrägband einfassen.
Im Beispiel siehst du einen Ärmel. Die Seitennaht ist noch nicht geschlossen. Wenn du ein Kleidungsstück mit mehreren Teilen – beispielsweise einen Bahnenrock nähst, werden bis auf eine Naht alle Nähte die zum Saum führen geschlossen. Die Nahtzugaben werden auseinandergebügelt.
Lege nun dein Schrägband aufgeklappt an der Saumkante an und stecke es fest.
Näh das Schrägband innerhalb der Falzline mit dem Geradstich fest.
Bügele das Schrägband nach unten und lege die offene Naht Kante auf Kante, rechts auf rechts aufeinander. Der zweite Falz des Schrägbands wird aufgeklappt und das Schrägband in Verlängerung der Stoffkante zusammen gesteckt. Achte darauf, dass die Ansatzkante und die Falzlinie sich exakt treffen.
Schließe die Seitennaht und das Schrägband in einem Zug.
Bügele die Nahtzugabe auseinander.
Nun klappst du nacheinander erst den Falz um und schlägst dann das Schrägband um die Kante herum. Steck es fest und stell sicher, dass die erste Naht verdeckt wird. Näh das Schrägband von der rechten Stoffseite aus knappkantig fest. Hierbei kannst du die Stichlänge um 0,5 mm erhöhen, um ein sauberes Stichbild zu erhalten.
Ecken mit Schrägband einfassen
Die sauberste Art eine Ecke mit Schrägband einzufassen ist eine Briefecke – keine Sorge, das ist viel einfacher als es klingt!
Steck das aufgeklappte Schrägband auf der linken Stoffseite Kante an Kante fest.
Miss die Tiefe deines Falzes aus – hier sind es 8mm.
Nun misst du von der Unterkante deines Stoffzuschnitts im Falz das soeben ermittelte Maß nach oben ab. (Hier steckt die Stecknadel exakt in diesem Punkt.)
Näh das Schrägband innerhalb des Falzes an und ende exakt in dem soeben markierten Punkt. Verriegele die Naht gründlich.
Falte das Schrägband in einem rechten Winkel nach rechts. Die entstehende, schräge Kante des Schrägbands läuft im 45 ° Winkel durch den Endpunkt deiner Naht und die Ecke des Stoffs. Sichere die Position mit einer Nadel senkrecht von oben.
Falte das Schrägband jetzt genau an der rechten Stoffkante zurück und führe es die Unterkante der Ecke entlang. Stecke es fest, damit die Außenkante nicht verrutscht. Übertrage den Endpunkt deiner Naht in den Falz. Näh exakt von diesem Punkt aus im Falz das Schrägband an der anderen Kante an. Verriegele Nahtanfang und -ende.
Kontrolliere auf der rechten Stoffseite, dass die Nähte zusammenlaufen.
Bügele das Schrägband nun vom Stoff weg…
… und zieh es auf die rechte Stoffseite hinüber.
Stecke erst entlang der einen Kante das Schrägband so fest, dass die Oberkante die Naht verdeckt. An der Ecke bildet sich automatisch eine Schräge.
Anschließend klappst du die andere Kante genauso um und steckst sie fest. Die Schräge wird zu einer sauberen Briefecke.
Nun steppst du das Schrägband knappkantig fest und bügelst alles noch einmal gründlich aus.
Rundungen mit Schrägband einfassen
Das Einfassen von Rundungen ist viel einfacher, als es dir im ersten Moment erscheinen mag. Das Geheimnis liegt im gründlichen Bügeln!
Steck dein Schrägband mit aufgeklapptem Falz Kante auf Kante auf deiner Rundung fest. Du kannst das Schrägband im Falz leicht dehnen um es ohne Falten um die Rundung zu führen.
Näh das Schrägband innerhalb des Falzes fest. Anschließend kannst du es vom Stoff weg umbügeln.
Zieh das Schrägband auf die andere Stoffseite…
…Falte es um die Stoffkante herum und stecke es fest.
Nun nähst du es knappkantig fest und schon ist deine Rundung sauber eingefasst. Du kannst die Stichlänge für ein sauberes Stichbild um 0,5 mm erhöhen.
Fertig! Ich hoffe meine Anleitung konnte dir weiterhelfen. Wenn du noch fragen oder Ergänzungswünsche hast, schreib mir gern einen Kommentar!
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